"Mein Lebensbericht" von Kurt Wilhelm Keßler, item 27

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Divisionsnachrichtenoffizier und er bestimmte mich als Quartier-
macher meiner Einheit in Merzi-Falbe. Ein großes Schloßgut, der Be-
sitzer ein Baron deutscher Abstammung, hatte auf seinem 27 000
Morgen großen Gut keinen anständigen Raum, und nicht mal Stroh
für 27 Mann, dem kläglichen Rest von 125, der damals in den Sep-
tembertagen die Stellung an der griechischen Grenze verlassen
hatte.

Des Wiedersehen mit den Kameraden am     nächsten Tags war herzlich.
Lustige Stunden verlebten wir hier, gab es doch für wenig Geld
alles zu kaufen, was ein Landserherz begehrte. Wein, Brot und Wurst
waren so billig und in dieser Zeit haben wir uns gut erholt.

In den ersten Novembertagen überstürzten sich die Ereignisse.
In Ungarn brach die Revolution aus. Banden durchstreiften das Land
und plünderten die Dörfer. Der nächtliche Himmel war rot von Bränden
in der Stadt Arad. Wir bezogen auf freiem Feld Igelstellung, um
gegen Überraschungen gesichert zu sein. Aber es ereigneten sich
keine Angriffe auf uns.

Mit der Heimat hatten wir schon seit Anfang September keine Ver-
bindung mehr. Widersprechende Nachrichten von allen Fronten. Wir
wußten nur, die Armee Mackensen, zu der wir gehörten, sammelte
sich in unserem Raum. Ungarn schloß inzwischen einen Sonderwaffenstillstand mit dem Gegner. Unser Schicksal blieb ungewiß. Eine
Nachricht widersprach der anderen, die Parolen blühten.

Der 9. November brachte mit dem deutschen Waffenstillstand, auch
den Zusammenbruch unserer Front, soweit man noch von einer solchen
sprechen konnte. Die Einheiten bekamen den Befehl, sich einzeln
nach bestem Können loszulösen und versuchen, die Heimat zu erreichen,
da nach Ablauf von 3 Wochen der Rest in Gefangenschaft   käme.

So marschierten wir Ende November in gemütlichem Marschtempo durch
das Banet, fanden überall herzliche Aufnahme bei Menschen deutschen
Blutes und konnten sehen, was deutscher Fleiß aus wildem Land in
Jahrhunderten zu schaffen vermochte. Die Dörfer, die rumänische
oder ungarische Bevölkerung aufwiesen, standen in krassem Gegensatz

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Divisionsnachrichtenoffizier und er bestimmte mich als Quartier-
macher meiner Einheit in Merzi-Falbe. Ein großes Schloßgut, der Be-
sitzer ein Baron deutscher Abstammung, hatte auf seinem 27 000
Morgen großen Gut keinen anständigen Raum, und nicht mal Stroh
für 27 Mann, dem kläglichen Rest von 125, der damals in den Sep-
tembertagen die Stellung an der griechischen Grenze verlassen
hatte.

Des Wiedersehen mit den Kameraden am     nächsten Tags war herzlich.
Lustige Stunden verlebten wir hier, gab es doch für wenig Geld
alles zu kaufen, was ein Landserherz begehrte. Wein, Brot und Wurst
waren so billig und in dieser Zeit haben wir uns gut erholt.

In den ersten Novembertagen überstürzten sich die Ereignisse.
In Ungarn brach die Revolution aus. Banden durchstreiften das Land
und plünderten die Dörfer. Der nächtliche Himmel war rot von Bränden
in der Stadt Arad. Wir bezogen auf freiem Feld Igelstellung, um
gegen Überraschungen gesichert zu sein. Aber es ereigneten sich
keine Angriffe auf uns.

Mit der Heimat hatten wir schon seit Anfang September keine Ver-
bindung mehr. Widersprechende Nachrichten von allen Fronten. Wir
wußten nur, die Armee Mackensen, zu der wir gehörten, sammelte
sich in unserem Raum. Ungarn schloß inzwischen einen Sonderwaffenstillstand mit dem Gegner. Unser Schicksal blieb ungewiß. Eine
Nachricht widersprach der anderen, die Parolen blühten.

Der 9. November brachte mit dem deutschen Waffenstillstand, auch
den Zusammenbruch unserer Front, soweit man noch von einer solchen
sprechen konnte. Die Einheiten bekamen den Befehl, sich einzeln
nach bestem Können loszulösen und versuchen, die Heimat zu erreichen,
da nach Ablauf von 3 Wochen der Rest in Gefangenschaft   käme.

So marschierten wir Ende November in gemütlichem Marschtempo durch
das Banet, fanden überall herzliche Aufnahme bei Menschen deutschen
Blutes und konnten sehen, was deutscher Fleiß aus wildem Land in
Jahrhunderten zu schaffen vermochte. Die Dörfer, die rumänische
oder ungarische Bevölkerung aufwiesen, standen in krassem Gegensatz


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  • June 23, 2018 23:56:52 Valentin Willmann

    Divisionsnachrichtenoffizier und er bestimmte mich als Quartier-
    macher meiner Einheit in Merzi-Falbe. Ein großes Schloßgut, der Be-
    sitzer ein Baron deutscher Abstammung, hatte auf seinem 27 000
    Morgen großen Gut keinen anständigen Raum, und nicht mal Stroh
    für 27 Mann, dem kläglichen Rest von 125, der damals in den Sep-
    tembertagen die Stellung an der griechischen Grenze verlassen
    hatte.

    Des Wiedersehen mit den Kameraden am     nächsten Tags war herzlich.
    Lustige Stunden verlebten wir hier, gab es doch für wenig Geld
    alles zu kaufen, was ein Landserherz begehrte. Wein, Brot und Wurst
    waren so billig und in dieser Zeit haben wir uns gut erholt.

    In den ersten Novembertagen überstürzten sich die Ereignisse.
    In Ungarn brach die Revolution aus. Banden durchstreiften das Land
    und plünderten die Dörfer. Der nächtliche Himmel war rot von Bränden
    in der Stadt Arad. Wir bezogen auf freiem Feld Igelstellung, um
    gegen Überraschungen gesichert zu sein. Aber es ereigneten sich
    keine Angriffe auf uns.

    Mit der Heimat hatten wir schon seit Anfang September keine Ver-
    bindung mehr. Widersprechende Nachrichten von allen Fronten. Wir
    wußten nur, die Armee Mackensen, zu der wir gehörten, sammelte
    sich in unserem Raum. Ungarn schloß inzwischen einen Sonderwaffenstillstand mit dem Gegner. Unser Schicksal blieb ungewiß. Eine
    Nachricht widersprach der anderen, die Parolen blühten.

    Der 9. November brachte mit dem deutschen Waffenstillstand, auch
    den Zusammenbruch unserer Front, soweit man noch von einer solchen
    sprechen konnte. Die Einheiten bekamen den Befehl, sich einzeln
    nach bestem Können loszulösen und versuchen, die Heimat zu erreichen,
    da nach Ablauf von 3 Wochen der Rest in Gefangenschaft   käme.

    So marschierten wir Ende November in gemütlichem Marschtempo durch
    das Banet, fanden überall herzliche Aufnahme bei Menschen deutschen
    Blutes und konnten sehen, was deutscher Fleiß aus wildem Land in
    Jahrhunderten zu schaffen vermochte. Die Dörfer, die rumänische
    oder ungarische Bevölkerung aufwiesen, standen in krassem Gegensatz

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  • 44.6664036||20.9331095||

    Smederevo, Serbien

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  • Story location Smederevo, Serbien
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12545 / 171878
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Christine Sörje
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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