Heinrich Teut Eberhard berichtet von seinen Erlebnissen an der Westfront, item 47

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

44.

Auch Belgard war übel daran, er hatte sich aus Sandsäcken

eine Bude gebaut und ein Schrapnellausbläser haut

darauf. Als sie ihn herausbuddelten, schnappte er schon erheblich

nach Luft. Der Weg nach hinten ist lang, er ist beschwerlich

und gefährlich, 3/4 Stunden durch Laufgraben und dann

noch eine ganze zeit durchs Infantriefeuer, denn die Franzosen

schiessen die ganze Nacht in einem fort, ohne Unterbrechung,

aus Angst natürlich. Dager gibts im Graben keine Post, nur Essen,

kalt, wenn es in den Graben kommt, und Brot und Wasser

gibt es zwei Stunden weit nicht. Als am letzten Morgen die

Küche mit Kaffee ausblieb, weil ein Pferd verwundet war, mussten

wir ziemlichen Durst leiden. Die 5 Mark habe ich erhalten

wie ich schon geschrieben habe. die 25 Mark bisher noch nicht.

Macht Euch um mich weiter keine Sorgen, man ist das unregelmässige

Leben und das Liegen unter freuem Himmel jetzt so

hewöhnt, das amn [SIC] nicht mehr viel davon merkt. Und die Granaten

da setzt man sich eben in sein Loch und wartet, ob eine drauf

haut oder nicht. Ein Blindgänger ist mir schon auf die Bude

gehauen, ein zweiter dicht daneben. Doch die Bude hält aus,

glaube ich, wenn eine leichte Granate draufhaut. Ich habe sie

mit dicken Balken abgestützt. Wenn es ganz schlimm kommt, verzieht

man sich in den Stollen, mit dem unsere Pioniere den

französischen Graben unterminieren. Die Franzosen arbeiten

auch, und es ist möglich, dass wir eines Tages in die Luft

fliegen. Doch vorläufig ist es noch nicht so weit, denn man

hört sie in stillen Stunden noch immer klopfen.

No. 47.                                                                    den 10./5. 1915.

Wir haben bis jetzt 3 Tage in Reserve gelegen und morgen

kommen wir in den Graben. In Reserven muss man viel schanzen,

aber man hat gute Unterstände. Die Artillerie beschiesst sich

Transcription saved

44.

Auch Belgard war übel daran, er hatte sich aus Sandsäcken

eine Bude gebaut und ein Schrapnellausbläser haut

darauf. Als sie ihn herausbuddelten, schnappte er schon erheblich

nach Luft. Der Weg nach hinten ist lang, er ist beschwerlich

und gefährlich, 3/4 Stunden durch Laufgraben und dann

noch eine ganze zeit durchs Infantriefeuer, denn die Franzosen

schiessen die ganze Nacht in einem fort, ohne Unterbrechung,

aus Angst natürlich. Dager gibts im Graben keine Post, nur Essen,

kalt, wenn es in den Graben kommt, und Brot und Wasser

gibt es zwei Stunden weit nicht. Als am letzten Morgen die

Küche mit Kaffee ausblieb, weil ein Pferd verwundet war, mussten

wir ziemlichen Durst leiden. Die 5 Mark habe ich erhalten

wie ich schon geschrieben habe. die 25 Mark bisher noch nicht.

Macht Euch um mich weiter keine Sorgen, man ist das unregelmässige

Leben und das Liegen unter freuem Himmel jetzt so

hewöhnt, das amn [SIC] nicht mehr viel davon merkt. Und die Granaten

da setzt man sich eben in sein Loch und wartet, ob eine drauf

haut oder nicht. Ein Blindgänger ist mir schon auf die Bude

gehauen, ein zweiter dicht daneben. Doch die Bude hält aus,

glaube ich, wenn eine leichte Granate draufhaut. Ich habe sie

mit dicken Balken abgestützt. Wenn es ganz schlimm kommt, verzieht

man sich in den Stollen, mit dem unsere Pioniere den

französischen Graben unterminieren. Die Franzosen arbeiten

auch, und es ist möglich, dass wir eines Tages in die Luft

fliegen. Doch vorläufig ist es noch nicht so weit, denn man

hört sie in stillen Stunden noch immer klopfen.

No. 47.                                                                    den 10./5. 1915.

Wir haben bis jetzt 3 Tage in Reserve gelegen und morgen

kommen wir in den Graben. In Reserven muss man viel schanzen,

aber man hat gute Unterstände. Die Artillerie beschiesst sich


Transcription history
  • August 22, 2017 00:28:48 Tina Emm

    44.

    Auch Belgard war übel daran, er hatte sich aus Sandsäcken

    eine Bude gebaut und ein Schrapnellausbläser haut

    darauf. Als sie ihn herausbuddelten, schnappte er schon erheblich

    nach Luft. Der Weg nach hinten ist lang, er ist beschwerlich

    und gefährlich, 3/4 Stunden durch Laufgraben und dann

    noch eine ganze zeit durchs Infantriefeuer, denn die Franzosen

    schiessen die ganze Nacht in einem fort, ohne Unterbrechung,

    aus Angst natürlich. Dager gibts im Graben keine Post, nur Essen,

    kalt, wenn es in den Graben kommt, und Brot und Wasser

    gibt es zwei Stunden weit nicht. Als am letzten Morgen die

    Küche mit Kaffee ausblieb, weil ein Pferd verwundet war, mussten

    wir ziemlichen Durst leiden. Die 5 Mark habe ich erhalten

    wie ich schon geschrieben habe. die 25 Mark bisher noch nicht.

    Macht Euch um mich weiter keine Sorgen, man ist das unregelmässige

    Leben und das Liegen unter freuem Himmel jetzt so

    hewöhnt, das amn [SIC] nicht mehr viel davon merkt. Und die Granaten

    da setzt man sich eben in sein Loch und wartet, ob eine drauf

    haut oder nicht. Ein Blindgänger ist mir schon auf die Bude

    gehauen, ein zweiter dicht daneben. Doch die Bude hält aus,

    glaube ich, wenn eine leichte Granate draufhaut. Ich habe sie

    mit dicken Balken abgestützt. Wenn es ganz schlimm kommt, verzieht

    man sich in den Stollen, mit dem unsere Pioniere den

    französischen Graben unterminieren. Die Franzosen arbeiten

    auch, und es ist möglich, dass wir eines Tages in die Luft

    fliegen. Doch vorläufig ist es noch nicht so weit, denn man

    hört sie in stillen Stunden noch immer klopfen.

    No. 47.                                                                    den 10./5. 1915.

    Wir haben bis jetzt 3 Tage in Reserve gelegen und morgen

    kommen wir in den Graben. In Reserven muss man viel schanzen,

    aber man hat gute Unterstände. Die Artillerie beschiesst sich


  • August 22, 2017 00:27:04 Tina Emm

    44.

    Auch Belgard war übel daran, er hatte sich aus Sandsäcken

    eine Bude gebaut und ein Schrapnellausbläser haut

    darauf. Als sie ihn herausbuddelten, schnappte er schon erheblich

    nach Luft. Der Weg nach hinten ist lang, er ist beschwerlich

    und gefährlich, 3/4 Stunden durch Laufgraben und dann

    noch eine ganze zeit durchs Infantriefeuer, denn die Franzosen

    schiessen die ganze Nacht in einem fort, ohne Unterbrechung,

    aus Angst natürlich. Dager gibts im Graben keine Post, nur Essen,

    kalt, wenn es in den Graben kommt, und Brot und Wasser

    gibt es zwei Stunden weit nicht. Als am letzten Morgen die

    Küche mit Kaffee ausblieb, weil ein Pferd verwundet war, mussten

    wir ziemlichen Durst leiden. Die 5 Mark habe ich erhalten

    wie ich schon geschrieben habe. die 25 Mark bisher noch nicht.

    Macht Euch um mich weiter keine Sorgen, man ist das unregelmässige

    Leben und das Liegen unter freuem Himmel jetzt so

    hewöhnt, das amn [SIC] nicht mehr viel davon merkt. Und die Granaten

    da setzt man sich eben in sein Loch und wartet, ob eine drauf

    haut oder nicht. Ein Blindgänger ist mir schon auf die Bude

    gehauen, ein zweiter dicht daneben. Doch die Bude hält aus,

    glaube ich, wenn eine leichte Granate draufhaut. Ich habe sie

    mit dicken Balken abgestützt. Wenn es ganz schlimm kommt, verzieht

    man sich in den Stollen, mit dem unsere Pioniere den

    französischen Graben unterminieren. Die Franzosen arbeiten

    auch, und es ist möglich, dass wir eines Tages in die Luft

    fliegen. Doch vorläufig ist es noch nicht so weit, denn man

    hört sie in stillen Stunden noch immer klopfen.


Description

Save description
  • 50.5953913||2.8254612000000634||

    Aubers, Frankreich

    ||1
Location(s)
  • Story location Aubers, Frankreich
Login and add location


ID
10705 / 105188
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Beate Burckardt
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Login to edit the languages

Login to edit the fronts
  • Western Front

Login to add keywords
  • Home Front
  • Trench Life

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note