Heinrich Teut Eberhard berichtet von seinen Erlebnissen an der Westfront, item 38

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35.

No. 35.                                                                    Nordfrankreich, d. 16./2. 15

     Die letzen 3 Tage in Aubers ruhig verleufen, höchstens

die übliche " dicke Luft." Die Schrapnells platzen häufig über

der Bude. Doch das ist nicht gefährlich, so lange sie nicht

mit Granaten auf die Häuser schiessen, ist man ziemlich sicher.

In der letzten Zeit haben wir bald schauderhafte Regengüsse,

bald warmen Sonnenschein. Die Nächte sind unglaublich dunkel.

Wir haben wieder einen Verwundeten, Zufallstreffer hinter der

Front.

No. 36.                                                                    Herlies, d. 21./2. 15

     Zunächst meine Ausserungen zu dem Nietzsche. Ich habe

ihn in meinen freien Stunden nacheinander gelesen, und bis

jetzt einige Abschnitte noch einmal. Ueber den Grundgedanken

kritisch zu urteilen, dazu bin ich aus mangelnder Sachkenntnis

und Denkfaulheit nicht gekommen, ich habe mich blos an den vielen

wunderbar bissigen Bemerkungen erfreut, die von grosser

Menschenkenntnis zeugen. Meine Meinung über das Völkerrecht

ist diese: " Jedes Recht ist in sofern ein Recht, als es durch

eine Macht unterstützt wird. Das Völkerrecht ist nur soweit

ein Recht, als es durch eine Macht, - in diesem Falle die

öffentliche Meinung- (die richtig informierte notabene)

unterstützt wird.

Meine Stiefel schickt in etwas 1-2 Wochen ab. Bis sie ankommen,

werden meine Stiefel wohl so ziemlich alle sein. Vom Friedhoff

weiss ich bloss, dass er im Feldlazarett 7 , 7. Armeekorps

liegt. Die Pakete von Hernö habe ich nicht erhalten, höchstens

vor 2 Monaten.

Vom Schützengraben nichts Neues, Nachts muss man viel schanzen

damit man den Graben trocken bekommt und genügend Deckung hat.

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35.

No. 35.                                                                    Nordfrankreich, d. 16./2. 15

     Die letzen 3 Tage in Aubers ruhig verleufen, höchstens

die übliche " dicke Luft." Die Schrapnells platzen häufig über

der Bude. Doch das ist nicht gefährlich, so lange sie nicht

mit Granaten auf die Häuser schiessen, ist man ziemlich sicher.

In der letzten Zeit haben wir bald schauderhafte Regengüsse,

bald warmen Sonnenschein. Die Nächte sind unglaublich dunkel.

Wir haben wieder einen Verwundeten, Zufallstreffer hinter der

Front.

No. 36.                                                                    Herlies, d. 21./2. 15

     Zunächst meine Ausserungen zu dem Nietzsche. Ich habe

ihn in meinen freien Stunden nacheinander gelesen, und bis

jetzt einige Abschnitte noch einmal. Ueber den Grundgedanken

kritisch zu urteilen, dazu bin ich aus mangelnder Sachkenntnis

und Denkfaulheit nicht gekommen, ich habe mich blos an den vielen

wunderbar bissigen Bemerkungen erfreut, die von grosser

Menschenkenntnis zeugen. Meine Meinung über das Völkerrecht

ist diese: " Jedes Recht ist in sofern ein Recht, als es durch

eine Macht unterstützt wird. Das Völkerrecht ist nur soweit

ein Recht, als es durch eine Macht, - in diesem Falle die

öffentliche Meinung- (die richtig informierte notabene)

unterstützt wird.

Meine Stiefel schickt in etwas 1-2 Wochen ab. Bis sie ankommen,

werden meine Stiefel wohl so ziemlich alle sein. Vom Friedhoff

weiss ich bloss, dass er im Feldlazarett 7 , 7. Armeekorps

liegt. Die Pakete von Hernö habe ich nicht erhalten, höchstens

vor 2 Monaten.

Vom Schützengraben nichts Neues, Nachts muss man viel schanzen

damit man den Graben trocken bekommt und genügend Deckung hat.


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  • August 19, 2017 00:23:46 Tina Emm

    35.

    No. 35.                                                                    Nordfrankreich, d. 16./2. 15

         Die letzen 3 Tage in Aubers ruhig verleufen, höchstens

    die übliche " dicke Luft." Die Schrapnells platzen häufig über

    der Bude. Doch das ist nicht gefährlich, so lange sie nicht

    mit Granaten auf die Häuser schiessen, ist man ziemlich sicher.

    In der letzten Zeit haben wir bald schauderhafte Regengüsse,

    bald warmen Sonnenschein. Die Nächte sind unglaublich dunkel.

    Wir haben wieder einen Verwundeten, Zufallstreffer hinter der

    Front.

    No. 36.                                                                    Herlies, d. 21./2. 15

         Zunächst meine Ausserungen zu dem Nietzsche. Ich habe

    ihn in meinen freien Stunden nacheinander gelesen, und bis

    jetzt einige Abschnitte noch einmal. Ueber den Grundgedanken

    kritisch zu urteilen, dazu bin ich aus mangelnder Sachkenntnis

    und Denkfaulheit nicht gekommen, ich habe mich blos an den vielen

    wunderbar bissigen Bemerkungen erfreut, die von grosser

    Menschenkenntnis zeugen. Meine Meinung über das Völkerrecht

    ist diese: " Jedes Recht ist in sofern ein Recht, als es durch

    eine Macht unterstützt wird. Das Völkerrecht ist nur soweit

    ein Recht, als es durch eine Macht, - in diesem Falle die

    öffentliche Meinung- (die richtig informierte notabene)

    unterstützt wird.

    Meine Stiefel schickt in etwas 1-2 Wochen ab. Bis sie ankommen,

    werden meine Stiefel wohl so ziemlich alle sein. Vom Friedhoff

    weiss ich bloss, dass er im Feldlazarett 7 , 7. Armeekorps

    liegt. Die Pakete von Hernö habe ich nicht erhalten, höchstens

    vor 2 Monaten.

    Vom Schützengraben nichts Neues, Nachts muss man viel schanzen

    damit man den Graben trocken bekommt und genügend Deckung hat.


  • August 19, 2017 00:23:40 Tina Emm

    35.

    No. 35.                                                                    Nordfrankreich, d. 16./2. 15

         Die letzen 3 Tage in Aubers ruhig verleufen, höchstens

    die übliche " dicke Luft." Die Schrapnells platzen häufig über

    der Bude. Doch das ist nicht gefährlich, so lange sie nicht

    mit Granaten auf die Häuser schiessen, ist man ziemlich sicher.

    In der letzten Zeit haben wir bald schauderhafte Regengüsse,

    bald warmen Sonnenschein. Die Nächte sind unglaublich dunkel.

    Wir haben wieder einen Verwundeten, Zufallstreffer hinter der

    Front.

    No. 36.                                                                    Herlies, d. 21./2. 15

         Zunächst meine Ausserungen zu dem Nietzsche. Ich habe

    ihn in meinen freien Stunden nacheinander gelesen, und bis

    jetzt einige Abschnitte noch einmal. Ueber den Grundgedanken

    kritisch zu urteilen, dazu bin ich aus mangelnder Sachkenntnis

    und Denkfaulheit nicht gekommen, ich habe mich blos an den vielen

    wunderbar bissigen Bemerkungen erfreut, die von grosser

    Menschenkenntnis zeugen. Meine Meinung über das Völkerrecht

    ist diese: " Jedes Recht ist in sofern ein Recht, als es durch

    eine Macht unterstützt wird. Das Völkerrecht ist nur soweit

    ein Recht, als es durch eine Macht, - in diesem Falle die

    öffentliche Meinung- (die richtig informierte notabene)

    unterstützt wird.

    Meine Stiefel schickt in etwas 1-2 Wochen ab. Bis sie ankommen,

    werden meine Stiefel wohl so ziemlich alle sein. Vom Friedhoff

    weiss ich bloss, dass er im Feldlazarett 7 , 7. Armeekorps

    liegt. Die Pakete von Hernö habe ich nicht erhalten, höchstens

    vor 2 Monaten.

    Vom Schützengraben nichts Neues, Nachts muss man viel schanzen

    damit man den Graben trocken bekommt und Genügend Deckung hat.


Description

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  • 50.576693||2.854574||

    Herlies, Frankreich

  • 50.5953913||2.8254612000000634||

    Aubers, Frankreich

    ||1
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  • Story location Aubers, Frankreich
  • Document location Herlies, Frankreich
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ID
10705 / 105179
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Beate Burckardt
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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