Briefe an Hauptmann Ferdinand Metze an der Westfront, item 13

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Spandau, den 13.10.14

9 1/2 Uhr

Mein lieber, guter Ferdinand!

Endlich kann ich Dir doch auch einmal schreiben, ich war

schon ganz kriblig wie gestern von Karl eine Karte aus 

Trier kam und von Dir nicht. Hab vielen Dank für Deine

Karten aus Sangerhausen, Cassel und für die heutige.

Die Reise verlief ja noch schneller als wir dachten, aber Du warst

gewiß froh als Du aus dem Affenkasten raus warst, endlich

wieder ein richtiges Bett! Nun sorge ich mich schon

wieder, daß Du keine Nachthemden mit hast und was

die Leute im Hotel denken werden. Trage die seidenen

als Nachthemden, sie sehen wenigstens anständig aus.

Und bitte laß ja waschen und spar nicht mit der Wäsche

und nimm ja die Woche 2 Bäder wenn Du noch

dort bleibst. Du wirst Dir denken, laß man die

Olle reden , sie kann mir den Buckel lang rutschen.

Das kann sie ja freilich , aber sie ist sehr klein geworden,

Deine Olle, aber so klein, kaum noch

zu sehen, es geht ihr gar nicht gut. Ich hab mir

das so schön gedacht, das Alleinsein und die Ruhe.

Hat sich was, nun ist die Reaktion eingetreten,

sie macht mich verrückt, tausend mal lieber wollt

ich mich abhetzen, daß mir die Zunge 1/2 mtr zum

Halse raushinge und ganz Spandau könnte mich

besuchen kommen und der Reiss könnte mich

mindestens alle Wochen zweimal aufsitzen lassen.

Das wäre mir alles lieber als diese unheimliche

Stille. Die Abende wenn ich so ganz allein am Tische sitze,

sind zum Weinen, ich habe versucht um 9 Uhr aus 

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Spandau, den 13.10.14

9 1/2 Uhr

Mein lieber, guter Ferdinand!

Endlich kann ich Dir doch auch einmal schreiben, ich war

schon ganz kriblig wie gestern von Karl eine Karte aus 

Trier kam und von Dir nicht. Hab vielen Dank für Deine

Karten aus Sangerhausen, Cassel und für die heutige.

Die Reise verlief ja noch schneller als wir dachten, aber Du warst

gewiß froh als Du aus dem Affenkasten raus warst, endlich

wieder ein richtiges Bett! Nun sorge ich mich schon

wieder, daß Du keine Nachthemden mit hast und was

die Leute im Hotel denken werden. Trage die seidenen

als Nachthemden, sie sehen wenigstens anständig aus.

Und bitte laß ja waschen und spar nicht mit der Wäsche

und nimm ja die Woche 2 Bäder wenn Du noch

dort bleibst. Du wirst Dir denken, laß man die

Olle reden , sie kann mir den Buckel lang rutschen.

Das kann sie ja freilich , aber sie ist sehr klein geworden,

Deine Olle, aber so klein, kaum noch

zu sehen, es geht ihr gar nicht gut. Ich hab mir

das so schön gedacht, das Alleinsein und die Ruhe.

Hat sich was, nun ist die Reaktion eingetreten,

sie macht mich verrückt, tausend mal lieber wollt

ich mich abhetzen, daß mir die Zunge 1/2 mtr zum

Halse raushinge und ganz Spandau könnte mich

besuchen kommen und der Reiss könnte mich

mindestens alle Wochen zweimal aufsitzen lassen.

Das wäre mir alles lieber als diese unheimliche

Stille. Die Abende wenn ich so ganz allein am Tische sitze,

sind zum Weinen, ich habe versucht um 9 Uhr aus 


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  • November 7, 2017 16:24:00 Daniela Z

    Spandau, den 13.10.14

    9 1/2 Uhr

    Mein lieber, guter Ferdinand!

    Endlich kann ich Dir doch auch einmal schreiben, ich war

    schon ganz kriblig wie gestern von Karl eine Karte aus 

    Trier kam und von Dir nicht. Hab vielen Dank für Deine

    Karten aus Sangerhausen, Cassel und für die heutige.

    Die Reise verlief ja noch schneller als wir dachten, aber Du warst

    gewiß froh als Du aus dem Affenkasten raus warst, endlich

    wieder ein richtiges Bett! Nun sorge ich mich schon

    wieder, daß Du keine Nachthemden mit hast und was

    die Leute im Hotel denken werden. Trage die seidenen

    als Nachthemden, sie sehen wenigstens anständig aus.

    Und bitte laß ja waschen und spar nicht mit der Wäsche

    und nimm ja die Woche 2 Bäder wenn Du noch

    dort bleibst. Du wirst Dir denken, laß man die

    Olle reden , sie kann mir den Buckel lang rutschen.

    Das kann sie ja freilich , aber sie ist sehr klein geworden,

    Deine Olle, aber so klein, kaum noch

    zu sehen, es geht ihr gar nicht gut. Ich hab mir

    das so schön gedacht, das Alleinsein und die Ruhe.

    Hat sich was, nun ist die Reaktion eingetreten,

    sie macht mich verrückt, tausend mal lieber wollt

    ich mich abhetzen, daß mir die Zunge 1/2 mtr zum

    Halse raushinge und ganz Spandau könnte mich

    besuchen kommen und der Reiss könnte mich

    mindestens alle Wochen zweimal aufsitzen lassen.

    Das wäre mir alles lieber als diese unheimliche

    Stille. Die Abende wenn ich so ganz allein am Tische sitze,

    sind zum Weinen, ich habe versucht um 9 Uhr aus 

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    Montmédy/Frankreich

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  • Story location Montmédy/Frankreich
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9829 / 91825
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Peter Wilhelm Jung
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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