Liebesbriefe zwischen Fritz Kreisel und Trudel Joseger, item 96

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96

 linke Seite 

    Daß meine Gedanken immer bei Dir und unserem Herzenskinde sind, wird Dir wohl Dein Herz sagen, wenn Du an die Liebe Dich erinnerst, mit der ich Dich umgebe. Auch wenn ich durch die Kriegsgeschäfte so in Anspruch genommen bin, daß ich meinem Frauchen nicht beschreiben kann, so wird Dir Dein Inneres sagen müssen, daß alle meine freien Gedanken nur Dir zugezählt sind.

    Eine liebe Freude bereiten mir immer Deine erfreulichen Schilderungen der "ersten  Schritte"  unseres Lieblings, was sich zu allerliebst anhört. Schade, daß ich den Racker nicht selbst mal auf den natürlichen Arm nehmen kann, sondern nächstens nur ein Bild derweil von dem Annelieschen bekommen soll.

    Dein Ausgang am Palmsonntag mit Susanne erinnerte mich lebhaft an den Osterspaziergang in Goethes "Faust", II. Teil, nur daß der Mann fehlte. Na, nächste Ostern, wenn ich aus diesem Krieg heimkommen kann.

    Vom Kriege schreibe ich nichts, das das heißt von dem Kriege , den wir hier führen.

    Jedenfalls empfehle ich Dir, die Heeresberichte vom 10. April d.J. ab zu lesen.

    Daß die Westfront wackelt, weißt Du ja.

 

 rechte Seite 

Deine Freude, daß unsre Anneliese solch riesigen Fortschritte macht, teile ich und fühle ich mit Dir. Ist es doch unser Kind.

    Schreibst Du mir Deine Briefe so lieb als meine Frau mir weiter, auch wenn Du mal lange nichts von mir  hören solltest, so bin ich´s schon zufrieden und werd´s aushalten, bis ich so Gott will, aus diesem Kampf zurückkehre zu Weib und Kind.

    Die Entscheidungsschlacht hat begonnen, von der das Schicksal des deutschen Volkes abhängt. Und von dieser hängt das Kommen eines gesicherten Friedens ab, der die aufeinander Hoffenden wieder vereint.

    Tröste Dich mit so vielen Tausenden Frauen, die auf ihre Männer warten und danke Gott,  daß Du Dich nicht so zu sorgen und zu bangen brauchst, als wie das der Fall wäre, wenn ich in vorderer Linie mit kämpfen täte.

    Wenn es mir vergönnt ist, wieder zurückzukehren, so will ich Dir alle gute treue Liebe durch die Tat vergelten. Ich glaube, auf Händen will ich Dich tragen und jeden Wunsch Dir von den Augen ablesen. Zu lieb hab ich meine Frau und meine Anneliese.

     Vorläufig heißt es noch ausharren.  

   

 

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 linke Seite 

    Daß meine Gedanken immer bei Dir und unserem Herzenskinde sind, wird Dir wohl Dein Herz sagen, wenn Du an die Liebe Dich erinnerst, mit der ich Dich umgebe. Auch wenn ich durch die Kriegsgeschäfte so in Anspruch genommen bin, daß ich meinem Frauchen nicht beschreiben kann, so wird Dir Dein Inneres sagen müssen, daß alle meine freien Gedanken nur Dir zugezählt sind.

    Eine liebe Freude bereiten mir immer Deine erfreulichen Schilderungen der "ersten  Schritte"  unseres Lieblings, was sich zu allerliebst anhört. Schade, daß ich den Racker nicht selbst mal auf den natürlichen Arm nehmen kann, sondern nächstens nur ein Bild derweil von dem Annelieschen bekommen soll.

    Dein Ausgang am Palmsonntag mit Susanne erinnerte mich lebhaft an den Osterspaziergang in Goethes "Faust", II. Teil, nur daß der Mann fehlte. Na, nächste Ostern, wenn ich aus diesem Krieg heimkommen kann.

    Vom Kriege schreibe ich nichts, das das heißt von dem Kriege , den wir hier führen.

    Jedenfalls empfehle ich Dir, die Heeresberichte vom 10. April d.J. ab zu lesen.

    Daß die Westfront wackelt, weißt Du ja.

 

 rechte Seite 

Deine Freude, daß unsre Anneliese solch riesigen Fortschritte macht, teile ich und fühle ich mit Dir. Ist es doch unser Kind.

    Schreibst Du mir Deine Briefe so lieb als meine Frau mir weiter, auch wenn Du mal lange nichts von mir  hören solltest, so bin ich´s schon zufrieden und werd´s aushalten, bis ich so Gott will, aus diesem Kampf zurückkehre zu Weib und Kind.

    Die Entscheidungsschlacht hat begonnen, von der das Schicksal des deutschen Volkes abhängt. Und von dieser hängt das Kommen eines gesicherten Friedens ab, der die aufeinander Hoffenden wieder vereint.

    Tröste Dich mit so vielen Tausenden Frauen, die auf ihre Männer warten und danke Gott,  daß Du Dich nicht so zu sorgen und zu bangen brauchst, als wie das der Fall wäre, wenn ich in vorderer Linie mit kämpfen täte.

    Wenn es mir vergönnt ist, wieder zurückzukehren, so will ich Dir alle gute treue Liebe durch die Tat vergelten. Ich glaube, auf Händen will ich Dich tragen und jeden Wunsch Dir von den Augen ablesen. Zu lieb hab ich meine Frau und meine Anneliese.

     Vorläufig heißt es noch ausharren.  

   

 

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    Annaberg-Buchholz

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1968 / 23839
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Reinhard Nestler
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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