Mein Tagebuch (Kriegstagebuch), Josef Rust, item 86

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Berlin, d. 5. 5. 1917.

Ich beginne mein 5. Tagebuch mit dem

Datum des 5. Mai. Dieser Tag war für mich

ebenso bedeutungsvoll wie entscheidend.

Bedeutungsvoll, insofern mir der Xenien=

Verlag die Korrekturausgabe meiner Dich"

tungen vbersorgte; entscheidend, insoweit

am heutigen Tage mein Kriegsschicksal

dahin bestimmt ward, zum 2. Male

mit den Jungmannen Deutschlands in

Feindesland für unser liebes Vaterland

einzustehen. Dieser Tag wird in meiner

Erinnerung leben wie einer jener Tage,

die wir im Anfange des Krieges durch"

lebten, voll Begeisterung, Größe, Jubel,

voll zukunftsbanger Ahnungen und seh"

nender Hoffnung. Ein bißchen ver"

bissener Trotz war dabei, nicht die

ganze Größe und das volle, überzeu"

gende Gefühl, mit dem es zum 2. Male

ins Feld ging. Zuviel durchlebte Gewiß"

heit war dabei. Dennoch, schlug nicht

das alte Soldatenherz hoch in der Brust,

als wir unter all den Gefühlen und

Stimmungen mit den Klängen der

Regimentsmusik unseren Abschied durch

fast die ganzen Hauptstraßen Berlins

zum Bahnhof trugen? Wahrlich, der Ab"

schied fiel uns schwer. Das liebe, traute

Berlin mit seinem Frühling und seinen

Mädchen mit all den Stätten der Kunst

und des Lebens, das lassen zu müssen,

tat uns leid.


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Berlin, d. 5. 5. 1917.

Ich beginne mein 5. Tagebuch mit dem

Datum des 5. Mai. Dieser Tag war für mich

ebenso bedeutungsvoll wie entscheidend.

Bedeutungsvoll, insofern mir der Xenien=

Verlag die Korrekturausgabe meiner Dich"

tungen vbersorgte; entscheidend, insoweit

am heutigen Tage mein Kriegsschicksal

dahin bestimmt ward, zum 2. Male

mit den Jungmannen Deutschlands in

Feindesland für unser liebes Vaterland

einzustehen. Dieser Tag wird in meiner

Erinnerung leben wie einer jener Tage,

die wir im Anfange des Krieges durch"

lebten, voll Begeisterung, Größe, Jubel,

voll zukunftsbanger Ahnungen und seh"

nender Hoffnung. Ein bißchen ver"

bissener Trotz war dabei, nicht die

ganze Größe und das volle, überzeu"

gende Gefühl, mit dem es zum 2. Male

ins Feld ging. Zuviel durchlebte Gewiß"

heit war dabei. Dennoch, schlug nicht

das alte Soldatenherz hoch in der Brust,

als wir unter all den Gefühlen und

Stimmungen mit den Klängen der

Regimentsmusik unseren Abschied durch

fast die ganzen Hauptstraßen Berlins

zum Bahnhof trugen? Wahrlich, der Ab"

schied fiel uns schwer. Das liebe, traute

Berlin mit seinem Frühling und seinen

Mädchen mit all den Stätten der Kunst

und des Lebens, das lassen zu müssen,

tat uns leid.



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  • March 30, 2017 13:05:08 Eva Anna Welles (AUT)

    Berlin, d. 5. 5. 1917.

    Ich beginne mein 5. Tagebuch mit dem

    Datum des 5. Mai. Dieser Tag war für mich

    ebenso bedeutungsvoll wie entscheidend.

    Bedeutungsvoll, insofern mir der Xenien=

    Verlag die Korrekturausgabe meiner Dich"

    tungen vbersorgte; entscheidend, insoweit

    am heutigen Tage mein Kriegsschicksal

    dahin bestimmt ward, zum 2. Male

    mit den Jungmannen Deutschlands in

    Feindesland für unser liebes Vaterland

    einzustehen. Dieser Tag wird in meiner

    Erinnerung leben wie einer jener Tage,

    die wir im Anfange des Krieges durch"

    lebten, voll Begeisterung, Größe, Jubel,

    voll zukunftsbanger Ahnungen und seh"

    nender Hoffnung. Ein bißchen ver"

    bissener Trotz war dabei, nicht die

    ganze Größe und das volle, überzeu"

    gende Gefühl, mit dem es zum 2. Male

    ins Feld ging. Zuviel durchlebte Gewiß"

    heit war dabei. Dennoch, schlug nicht

    das alte Soldatenherz hoch in der Brust,

    als wir unter all den Gefühlen und

    Stimmungen mit den Klängen der

    Regimentsmusik unseren Abschied durch

    fast die ganzen Hauptstraßen Berlins

    zum Bahnhof trugen? Wahrlich, der Ab"

    schied fiel uns schwer. Das liebe, traute

    Berlin mit seinem Frühling und seinen

    Mädchen mit all den Stätten der Kunst

    und des Lebens, das lassen zu müssen,

    tat uns leid.


  • March 27, 2017 16:51:18 Eva Anna Welles (AUT)

    Berlin, d. 5. 5. 1917.

    Ich beginne mein 5. Tagebuch mit dem

    Datum des 5. Mai. Dieser Tag war für mich

    ebenso bedeutungsvoll wie entscheidend.

    Bedeutungsvoll, insofern mir der Xenien=

    Verlag die Korrekturausgabe meiner Dich"

    tungen vbersorgte; entscheidend, insoweit

    am heutigen Tage mein Kriegsschicksal

    dahin bestimmt ward, zum 2. Male

    mit den Jungmannen Deutschlands in

    Feindesland für unser liebes Vaterland

    einzustehen. Dieser Tag wird in meiner

    Erinnerung leben wie einer jener Tage,

    die wir im Anfange des Krieges durch"

    lebten, voll Begeisterung, Größe, Jubel,

    voll zukunftsbanger Ahnungen und seh"

    nender Hoffnung. Ein bißchen ver"

    bissener Trotz war dabei, nicht die

    ganze Größe und das volle, überzeu"

    gende Gefühl, mit dem es zum 2. Male

    ins Feld ging. Zuviel durchlebte Gewiß"

    heit war dabei. Dennoch, schlug nicht

    das alte Soldatenherz hoch in der Brust,

    als wir unter all den Gefühlen und

    Stimmungen mit den Klängen der

    Regimentsmusik unseren Abschied durch

    fast die ganzen Hauptstraßen Berlins

    zum Bahnhof trugen? Wahrlich, der Ab"

    schied fiel uns schwer. Das liebe, traute

    Berlin mit seinem Frühling und seinen

    Mädchen mit all den Stätten der Kunst

    und des Lebens, das lassen zu müssen,

    tat uns leid.



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    Gütersloh

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2460 / 242844
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Josef Rust
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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