Kriegsgefangenen-Zeitschrift aus Ripon / Yorkshire, item 19

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 item 19 

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                               Capriccio furioso.

Grauer Beton des Lesesaals droht wie windschiefes

Mauerwerk auf meinem rauchenden Kopf einen Fabrikschornstein

zu bauen. Gedanken von Erkenntnisphilosophie wirbeln im

Hirn einen Tango, der wie abgehackte Elektromusik auf das Trommelfell

tanztönt. Kantsche Wirklichkeitstheorie und grellgrünschillerndes

Tanzlicht schaffen Gedanken des Heimatwehs, in das Stacheldrahtzackenkanten

blutige Fleischfetzen schneiden. In blutleeres Hirn greifen

wühlend kantige knochenknackende Bleichhände, die das "Immer an

dem Draht lang" des Drahtzauns zu einer rasend rotierenden Wirbelmasse,

genannt Drahtpsychose, werden lassen, Contra-re der Doppelkopfschläge

und dozierender Ton des Psyche analysierenden Bauchredners.

   Fester ziehe ich die frierenden Kniekehlen in die vor Kälte zitternden

Backenknochen. Stierer Blick bohrt geweitetes Weissauge in

Nebelfernen. - - - Und von zerreissenden Schleiern wellenzitternde

Sphärenmusik lässt Paradiese entstehen, wo auf blaublumiger

Wiese nackte Menschenpaare dem Gotte der Freiheit lobsingen.

Rotgasig eingehüllte Jungfrau schreitest du mir entgegen, o du

Maria Magdalena, Leidenerlöserin von knechtiger Knechtschaft. Sehnsuchtgestreckter

Männerarm umfasst weichen Mädchenduft und

sucht Lippe der Liebe ....

   Aber donnerkrachender Blitzschlag fällt den Schornstein

zu backsteingehäuftem Trümmerhaufen. Eines Gottes Stimme

nur mahnt eherne Lettern in gedörrte Gehirne von Menschenfreiheit

und Liebe.

   Blecherne Militärmusik paukt in der Ferne: Immer an dem Draht

lang, immer .. an .... dem ...... Draht ........ entlang .........

                                                                          H. Querner.


 rechte Seite 

 Zeichnung siehe oben 

                              Weihnachtstraum.

Des Meeres Woge rauscht am grauen Bug des Schiffes.

Im Strahl der klaren Wintersonne springt silberweiss der Gischt empor.

An Bord stehn dichtgedrängt, erwartungsvoll die kriegsgefangnen [sic] Offiziere.

Wieviele Monde haben sie der Knechtschaft Joch getragen hinter Draht,

Waren fern der deutschen Heimat, fern auch ihren Lieben! -

Nun spähn verlangend sie zum nahen heim'schen Strand.

Und dem Gestade nähert sich das Schiff; es wirft die Anker.

Von Hochgefühl die Brust geschwellt steh'n nun auf deutschem Boden sie.

Und ich steh' mitten unter ihnen, von Jubel meine Seele voll. -

Doch bald zerstreut nun ist die Schar nach allen Winden.

Das Dampfross faucht; die Räder rasseln;

Das Telegrafen Stangen, die geteilten Fluren

Zu langsam ziehn sie meinem Aug' vorbei.

Das sehnsuchtsvolle Herz es eilt voraus.


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                               Capriccio furioso.

Grauer Beton des Lesesaals droht wie windschiefes

Mauerwerk auf meinem rauchenden Kopf einen Fabrikschornstein

zu bauen. Gedanken von Erkenntnisphilosophie wirbeln im

Hirn einen Tango, der wie abgehackte Elektromusik auf das Trommelfell

tanztönt. Kantsche Wirklichkeitstheorie und grellgrünschillerndes

Tanzlicht schaffen Gedanken des Heimatwehs, in das Stacheldrahtzackenkanten

blutige Fleischfetzen schneiden. In blutleeres Hirn greifen

wühlend kantige knochenknackende Bleichhände, die das "Immer an

dem Draht lang" des Drahtzauns zu einer rasend rotierenden Wirbelmasse,

genannt Drahtpsychose, werden lassen, Contra-re der Doppelkopfschläge

und dozierender Ton des Psyche analysierenden Bauchredners.

   Fester ziehe ich die frierenden Kniekehlen in die vor Kälte zitternden

Backenknochen. Stierer Blick bohrt geweitetes Weissauge in

Nebelfernen. - - - Und von zerreissenden Schleiern wellenzitternde

Sphärenmusik lässt Paradiese entstehen, wo auf blaublumiger

Wiese nackte Menschenpaare dem Gotte der Freiheit lobsingen.

Rotgasig eingehüllte Jungfrau schreitest du mir entgegen, o du

Maria Magdalena, Leidenerlöserin von knechtiger Knechtschaft. Sehnsuchtgestreckter

Männerarm umfasst weichen Mädchenduft und

sucht Lippe der Liebe ....

   Aber donnerkrachender Blitzschlag fällt den Schornstein

zu backsteingehäuftem Trümmerhaufen. Eines Gottes Stimme

nur mahnt eherne Lettern in gedörrte Gehirne von Menschenfreiheit

und Liebe.

   Blecherne Militärmusik paukt in der Ferne: Immer an dem Draht

lang, immer .. an .... dem ...... Draht ........ entlang .........

                                                                          H. Querner.


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                              Weihnachtstraum.

Des Meeres Woge rauscht am grauen Bug des Schiffes.

Im Strahl der klaren Wintersonne springt silberweiss der Gischt empor.

An Bord stehn dichtgedrängt, erwartungsvoll die kriegsgefangnen [sic] Offiziere.

Wieviele Monde haben sie der Knechtschaft Joch getragen hinter Draht,

Waren fern der deutschen Heimat, fern auch ihren Lieben! -

Nun spähn verlangend sie zum nahen heim'schen Strand.

Und dem Gestade nähert sich das Schiff; es wirft die Anker.

Von Hochgefühl die Brust geschwellt steh'n nun auf deutschem Boden sie.

Und ich steh' mitten unter ihnen, von Jubel meine Seele voll. -

Doch bald zerstreut nun ist die Schar nach allen Winden.

Das Dampfross faucht; die Räder rasseln;

Das Telegrafen Stangen, die geteilten Fluren

Zu langsam ziehn sie meinem Aug' vorbei.

Das sehnsuchtsvolle Herz es eilt voraus.



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  • May 20, 2018 20:03:21 Beate Jochem

     item 19 

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    Grauer Beton des Lesesaals droht wie windschiefes

    Mauerwerk auf meinem rauchenden Kopf einen Fabrikschornstein

    zu bauen. Gedanken von Erkenntnisphilosophie wirbeln im

    Hirn einen Tango, der wie abgehackte Elektromusik auf das Trommelfell

    tanztönt. Kantsche Wirklichkeitstheorie und grellgrünschillerndes

    Tanzlicht schaffen Gedanken des Heimatwehs, in das Stacheldrahtzackenkanten

    blutige Fleischfetzen schneiden. In blutleeres Hirn greifen

    wühlend kantige knochenknackende Bleichhände, die das "Immer an

    dem Draht lang" des Drahtzauns zu einer rasend rotierenden Wirbelmasse,

    genannt Drahtpsychose, werden lassen, Contra-re der Doppelkopfschläge

    und dozierender Ton des Psyche analysierenden Bauchredners.

       Fester ziehe ich die frierenden Kniekehlen in die vor Kälte zitternden

    Backenknochen. Stierer Blick bohrt geweitetes Weissauge in

    Nebelfernen. - - - Und von zerreissenden Schleiern wellenzitternde

    Sphärenmusik lässt Paradiese entstehen, wo auf blaublumiger

    Wiese nackte Menschenpaare dem Gotte der Freiheit lobsingen.

    Rotgasig eingehüllte Jungfrau schreitest du mir entgegen, o du

    Maria Magdalena, Leidenerlöserin von knechtiger Knechtschaft. Sehnsuchtgestreckter

    Männerarm umfasst weichen Mädchenduft und

    sucht Lippe der Liebe ....

       Aber donnerkrachender Blitzschlag fällt den Schornstein

    zu backsteingehäuftem Trümmerhaufen. Eines Gottes Stimme

    nur mahnt eherne Lettern in gedörrte Gehirne von Menschenfreiheit

    und Liebe.

       Blecherne Militärmusik paukt in der Ferne: Immer an dem Draht

    lang, immer .. an .... dem ...... Draht ........ entlang .........

                                                                              H. Querner.


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    Des Meeres Woge rauscht am grauen Bug des Schiffes.

    Im Strahl der klaren Wintersonne springt silberweiss der Gischt empor.

    An Bord stehn dichtgedrängt, erwartungsvoll die kriegsgefangnen [sic] Offiziere.

    Wieviele Monde haben sie der Knechtschaft Joch getragen hinter Draht,

    Waren fern der deutschen Heimat, fern auch ihren Lieben! -

    Nun spähn verlangend sie zum nahen heim'schen Strand.

    Und dem Gestade nähert sich das Schiff; es wirft die Anker.

    Von Hochgefühl die Brust geschwellt steh'n nun auf deutschem Boden sie.

    Und ich steh' mitten unter ihnen, von Jubel meine Seele voll. -

    Doch bald zerstreut nun ist die Schar nach allen Winden.

    Das Dampfross faucht; die Räder rasseln;

    Das Telegrafen Stangen, die geteilten Fluren

    Zu langsam ziehn sie meinem Aug' vorbei.

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  • May 20, 2018 20:01:03 Beate Jochem

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    Mauerwerk auf meinem rauchenden Kopf einen Fabrikschornstein

    zu bauen. Gedanken von Erkenntnisphilosophie wirbeln im

    Hirn einen Tango, der wie abgehackte Elektromusik auf das Trommelfell

    tanztönt. Kantsche Wirklichkeitstheorie und grellgrünschillerndes

    Tanzlicht schaffen Gedanken des Heimatwehs, in das Stacheldrahtzackenkanten

    blutige Fleischfetzen schneiden. In blutleeres Hirn greifen

    wühlend kantige knochenknackende Bleichhände, die das "Immer an

    dem Draht lang" des Drahtzauns zu einer rasend rotierenden Wirbelmasse,

    genannt Drahtpsychose, werden lassen, Contra-re der Doppelkopfschläge

    und dozierender Ton des Psyche analysierenden Bauchredners.

       Fester ziehe ich die frierenden Kniekehlen in die vor Kälte zitternden

    Backenknochen. Stierer Blick bohrt geweitetes Weissauge in

    Nebelfernen. - - - Und von zerreissenden Schleiern wellenzitternde

    Sphärenmusik lässt Paradiese entstehen, wo auf blaublumiger

    Wiese nackte Menschenpaare dem Gotte der Freiheit lobsingen.

    Rotgasig eingehüllte Jungfrau schreitest du mir entgegen, o du

    Maria Magdalena, Leidenerlöserin von knechtiger Knechtschaft. Sehnsuchtgestreckter

    Männerarm umfasst weichen Mädchenduft und

    sucht Lippe der Liebe ....

       Aber donnerkrachender Blitzschlag fällt den Schornstein

    zu backsteingehäuftem Trümmerhaufen. Eines Gottes Stimme

    nur mahnt eherne Lettern in gedörrte Gehirne von Menschenfreiheit

    und Liebe.

       Blecherne Militärmusik paukt in der Ferne: Immer an dem Draht

    lang, immer .. an .... dem ...... Draht ........ entlang .........

                                                                              H. Querner.


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    Des Meeres Woge rauscht am grauen Bug des Schiffes.

    Im Strahl der klaren Wintersonne springt silberweiss der Gischt empor.

    An Bord stehn dichtgedrängt, erwartungsvoll die kriegsgefangenen Offiziere.

    Wieviele Monde haben sie der Knechtschaft Joch getragen hinter Draht,

    Waren fern der deutschen Heimat, fern auch ihren Lieben! -

    Nun spähn verlangend sie zum nahen heim'schen Strand.

    Und dem Gestade nähert sich das Schiff; es wirft die Anker.

    Von Hochgefühl die Brust geschwellt steh'n nun auf deutschem Boden sie.

    Und ich steh' mitten unter ihnen, von Jubel meine Seele voll. -

    Doch bald zerstreut nun ist die Schar nach allen Winden.

    Das Dampfross faucht; die Räder rasseln;

    Das Telegrafen Stangen, die geteilten Fluren

    Zu langsam ziehn sie meines Aug' vorbei.

    Das sehnsuchtsvolle Herz es eilt voraus.



  • May 20, 2018 19:58:45 Beate Jochem

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                                   Capriccio furioso.

    Grauer Beton des Lesesaals droht wie windschiefes

    Mauerwerk auf meinem rauchenden Kopf einen Fabrikschornstein

    zu bauen. Gedanken von Erkenntnisphilosophie wirbeln im

    Hirn einen Tango, der wie abgehackte Elektromusik auf das Trommelfell

    tanztönt. Kantsche Wirklichkeitstheorie und grellgrünschillerndes

    Tanzlicht schaffen Gedanken des Heimatwehs, in das Stacheldrahtzackenkanten

    blutige Fleischfetzen schneiden. In blutleeres Hirn greifen

    wühlend kantige knochenknackende Bleichhände, die das "Immer an

    dem Draht lang" des Drahtzauns zu einer rasend rotierenden Wirbelmasse,

    genannt Drahtpsychose, werden lassen, Contra-re der Doppelkopfschläge

    und dozierender Ton des Psyche analysierenden Bauchredners.

       Fester ziehe ich die friedenden Kniekehlen in die vor Kälte zitternden

    Backenknochen. Stierer Blick bohrt geweitetes Weissauge in

    Nebelsfernen. - - - Und von zerreissenden Schleiern wellenzitternde

    Sphärenmusik lässt Paradiese entstehen, wo auf blaublumiger

    Wiese nackte Menschenpaare dem Gotte der Freiheit lobsingen.

    Rotgasig eingehüllte Jungfrau schreitest du mir entgegen, o du

    Maria Magdalena, Leidenerlöserin von knechtiger Knechtschaft. Sehnsuchtgestreckter

    Männerarm umfasst weichen Mädchenduft und

    sucht Lippe der Liebe ....

       Aber donnerkrachender Blitzschlag fällt den Schornstein

    zu backsteingehäuftem Trümmerhaufen. Eines Gottes Stimme

    nur mahnt eherne Lettern in gedörrte Gehirne von Menschenfreiheit

    und Liebe.

       Bleiherne Militärmusik paukt in der Ferne: Immer an dem Draht

    lang, immer .. an .... dem ...... Draht ........ entlang .........

                                                                              H. Querner.


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    Weihnachtstraum.

    Des Meeres Woge rauscht am grauen Bug des Schiffes.

    Im Strahl der klaren Wintersonne springt silberweiss der Gischt empor.

    An Bord stehn dichtgedrängt, erwartungsvoll die kriegsgefangenen Offiziere.

    Wieviele Monde haben sie der Knechtschaft Joch getragen hinter Draht,

    Waren fern der deutschen Heimat, fern auch ihren Lieben! -

    Nun spähn verlangend sie zum nahen heim'schen Strand.

    Und dem Gestade nähert sich das Schiff; es wirft die Anker.

    Von Hochgefühl die Brust geschwellt steh'n nun auf deutschem Boden sie.

    Und ich steh' mitten unter ihnen, von Jubel meine Seele voll. -

    Doch bald zerstreut nun ist die Schar nach allen Winden.

    Das Dampfross faucht; die Räder rasseln;

    Das Telegrafen Stangen, die geteilten Fluren

    Zu langsam ziehn sie meines Aug' vorbei.

    Das sehnsuchtsvolle Herz es eilt voraus.



  • April 4, 2018 12:53:21 Chrissie Lutze

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    Capriccio furioso.

    Grauer Beton des Lesesaals droht wie windschiefes

    Mauerwerk auf meinem rauchenden Kopf einen Fabrikschornstein

    zu bauen. Gedanken von Erkenntnisphilosophie wirbeln im

    Hirn einen Tango, der wie abgehackte Elektromusik auf das Trommelfell

    tanztönt. Kantsche Wirklichkeitstheorie und grellgrünschillerndes

    Tanzlicht schaffen Gedanken des Heimatwehs, in das Stacheldrahtzackenkanten

    blutige Fleischfetzen schneiden. In blutleeres Hirn greifen

    wühlend kantige knochenknackende Bleichhände, die das "Immer an

    dem Draht lang" des Drahtzauns zu einer rasend rotierenden Wirbelmasse,

    genannt Drahtpsychose, werden lassen, Contra-re der Doppelkopfschläge

    und dozierender Ton des Psyche analysierenden Bauchredners.

       Fester ziehe ich die friedenden Kniekehlen in die vor Kälte zitternden

    Backenknochen. Stierer Blick bohrt geweitetes Weissauge in

    Nebelsfernen. - - - Und von zerreissenden Schleiern wellenzitternde

    Sphärenmusik lässt Paradiese entstehen, wo auf blaublumiger

    Wiese nackte Menschenpaare dem Gotte der Freiheit lobsingen.

    Rotgasig eingehüllte Jungfrau schreitest du mir entgegen, o du

    Maria Magdalena, Leidenerlöserin von knechtiger Knechtschaft. Sehnsuchtgestreckter

    Männerarm umfasst weichen Mädchenduft und

    sucht Lippe der Liebe ....

       Aber donnerkrachender Blitzschlag fällt den Schornstein

    zu backsteingehäuftem Trümmerhaufen. Eines Gottes Stimme

    nur mahnt eherne Lettern in gedörrte Gehirne von Menschenfreiheit

    und Liebe.

       Bleiherne Militärmusik paukt in der Ferne: Immer an dem Draht

    lang, immer .. an .... dem ...... Draht ........ entlang .........

                                                                              H. Querner.


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    Weihnachtstraum.

    Des Meeres Woge rauscht am grauen Bug des Schiffes.

    Im Strahl der klaren Wintersonne springt silberweiss der Gischt empor.

    An Bord stehn dichtgedrängt, erwartungsvoll die kriegsgefangenen Offiziere.

    Wieviele Monde haben sie der Knechtschaft Joch getragen hinter Draht,

    Waren fern der deutschen Heimat, fern auch ihren Lieben! -

    Nun spähn verlangend sie zum nahen heim'schen Strand.

    Und dem Gestade nähert sich das Schiff; es wirft die Anker.

    Von Hochgefühl die Brust geschwellt steh'n nun auf deutschem Boden sie.

    Und ich steh' mitten unter ihnen, von Jubel meine Seele voll. -

    Doch bald zerstreut nun ist die Schar nach allen Winden.

    Das Dampfross faucht; die Räder rasseln;

    Das Telegrafen Stangen, die geteilten Fluren

    Zu langsam ziehn sie meines Aug' vorbei.

    Das sehnsuchtsvolle Herz es eilt voraus.



  • April 4, 2018 12:33:55 Chrissie Lutze

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    Grauer Beton des Lesesaals droht wie windschiefes

    Mauerwerk auf meinem rauchenden Kopf einen Fabrikschornstein

    zu bauen. Gedanken von Erkenntnisphilosophie wirbeln im

    Hirn einen Tango, der wie abgehackte Elektromusik auf das Trommelfell

    tanztönt. Kantsche Wirklichkeitstheorie und grellgrünschillerndes

    Tanzlicht schaffen Gedanken des Heimatwehs, in das Stacheldrahtzackenkanten

    blutige Fleischfetzen schneiden. In blutleeres Hirn greifen

    wühlend kantige knochenknackende Bleichhände, die das "Immer an

    dem Draht lang" des Drahtzauns zu einer rasend rotierenden Wirbelmasse,

    genannt Drahtpsychose, werden lassen, Contra-re der Doppelkopfschläge

    und dozierender Ton des Psyche analysierenden Bauchredners.

       Fester ziehe ich die friedenden Kniekehlen in die vor Kälte zitternden

    Backenknochen. Stierer Blick bohrt geweitetes Weissauge in

    Nebelsfernen. - - - Und von zerreissenden Schleiern wellenzitternde

    Sphärenmusik lässt Paradiese entstehen, wi auf blaublumiger

    Wiese nackte Menschenpaare dem Gotte der Freiheit lobsingen.

    Rotgasig eingehüllte Jungfrau schreitest du mir entgegen, o du

    Maria Magdalena, Leidenerlösering von knechtiger Knechtschaft. Sehnsuchtgestreckter

    Männerarm umfasst weichen Mädchenduft und

    sucht Lippe der Liebe ....

       Aber donnerkrachender Blitzschlag fällt den Schornstein

    zu backsteingehäuftem Trümmerhaufen. Eines Gottes Stimme

    nur mahnt eherne Lettern in gedörrte Gehirne von Menschenfreiheit

    und Liebe.

       Bleiherne Militärmusik paukt in der Ferne: Immer an dem Draht

    lang, immer .. an .... dem ...... Draht ........ entlang .........

                                                                              H. Querner.


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    Weihnachtstraum.

    Des Meeres Woge rauscht am grauen Bug des Schiffes.

    Im Strahl der klaren Wintersonne springt silberweiss der Gischt empor.

    An Bord stehn dichtgedrängt, erwartungsvoll die kriegsgefangenen Offiziere.

    Wieviele Monde haben sie der Knechtschaft Joch getragen hinter Draht,

    Waren fern der deutschen Heimat, fern auch ihren Lieben! -

    Nun spähn verlangend sie zum nahen heim'schen Strand.

    Und dem Gestade nähert sich das Schiff; es wirft die Anker.

    Von Hochgefühl die Brust geschwellt steh'n nun auf deutschem Boden sie.

    Und ich steh' mitten unter ihnen, von Jubel meine Seele voll. -

    Doch bald zerstreut nun ist die Schar nach allen Winden.

    Das Dampfross faucht; die Räder rasseln;

    Das Telegrafen Stangen, die geteilten Fluren

    Zu langsam ziehn sie meines Aug' vorbei.

    Das sehnsuchtsvolle Herz es eilt voraus.



  • April 4, 2018 12:28:55 Chrissie Lutze

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    Capriccio furioso.

    Grauer Beton des Lesesaals droht wie windschiefes

    Mauerwerk auf meinem rauchenden Kopf einen Fabrikschornstein

    zu bauen. Gedanken von Erkenntnisphiosophie wirbeln im

    Hirn einen Tango, der wie abgehackte Elektromusik auf das Trommelfell

    tanztönt. Kantsche Wirklichkeitstheorie und grellgrünschillerndes

    Tanzlicht schaffen Gedanken des Heimatwehs, in das Stacheldrahtzackenkanten

    blutige Fleischfetzen schneiden. In blutleeres Hirn greifen

    wühlend kantige knochenknackende Bleichhände, die das "Immer an

    dem Draht lang" des Drahtzauns zu einer rasend rotierenden Wirbelmasse,

    genannt Drahtpsychose, werden lassen, Contra-re der Doppelkopfschläge

    und dozierender Ton des Psyche analysierenden Bauchredners.

    Fester ziehe ich die friedenden Kniekehlen in die vor Kälte zitternden

    Backenknochen. Stierer Blick bohrt geweitetes Weissauge in

    Nebelsfernen. - - - Und von zerreissenden Schleiern wellenzitternde

    Sphärenmusik lässt Paradiese entstehen, wi auf blaublumiger

    Wiese nackte Menschenpaare dem Gotte der Freiheit lobsingen.

    Rotgasig eingehüllte Jungfrau schreitest du mir entgegen, o du

    Maria Magdalena, Leidenerlösering von knechtiger Knechtschaft. Stehsuchtgestreckter

    Männerarm umfasst weichen Mädchenduft und

    sucht Lippe der Liebe ....

    Aber donnerkrachender Blitzschlag fällt den Schornstein

    zu backsteingehäuftem Trümmerhaufen. Eines Gottes Stimme

    nur mahnt eherne Lettern in gedörrte Gehirne von Menschenfreiheit

    und Liebe.

    Bleiherne Militärmusik paukt in der Ferne: Immer an dem Draht

    lang, immer .. an .... dem ...... Draht ........ entlang .........

                                                                              H. Querner.


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    Weihnachtstraum.

    Des Meeres Woge rauscht am grauen Bug des Schiffes.

    Im Strahl der klaren Wintersonne springt silberweiss der Gischt empor.

    An Bord stehn dichtgedrängt, erwartungsvoll die kriegsgefangenen Offiziere.

    Wieviele Monde haben sie der Knechtschaft Joch getragen hinter Draht,

    Waren fern der deutschen Heimat, fern auch ihren Lieben! -

    Nun spähn verlangend sie zum nahen heim'schen Strand.

    Und dem Gestade nähert sich das Schiff; es wirft die Anker.

    Von Hochgefühl die Brust geschwellt steh'n nun auf deutschem Boden sie.

    Und ich steh' mitten unter ihnen, von Jubel meine Seele voll. -

    Doch bald zerstreut nun ist die Schar nach allen Winden.

    Das Dampfross faucht; die Räder rasseln;

    Das Telegrafen Stangen, die geteilten Fluren

    Zu langsam ziehn sie meines Aug' vorbei.

    Das sehnsuchtsvolle Herz es eilt voraus.



  • April 4, 2018 12:26:57 Chrissie Lutze

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    Grauer Beton des Lesesaals droht wie windschiefes

    Mauerwerk auf meinem rauchenden Kopf einen Fabrikschornstein

    zu bauen. Gedanken von Erkenntnisphiosophie wirbeln im

    Hirn einen Tango, der wie abgehackte Elektromusik auf das Trommelfell

    tanztönt. Kantsche Wirklichkeitstheorie und grellgrünschillerndes

    Tanzlicht schaffen Gedanken des Heimatwehs, in das Stacheldrahtzackenkanten

    blutige Fleischfetzen schneiden. In blutleeres Hirn greifen

    wühlend kantige knochenknackende Bleichhände, die das "Immer an

    dem Draht lang" des Drahtzauns zu einer rasend rotierenden Wirbelmasse,

    genannt Drahtpsychose, werden lassen, Contra-re der Doppelkopfschläge

    und dozierender Ton des Psyche analysierenden Bauchredners.

    Fester ziehe ich die friedenden Kniekehlen in die vor Kälte zitternden

    Backenknochen. Stierer Blick bohrt geweitetes Weissauge in

    Nebelsfernen. - - - Und von zerreissenden Schleiern wellenzitternde

    Sphärenmusik lässt Paradiese entstehen, wi auf blaublumiger

    Wiese nackte Menschenpaare dem Gotte der Freiheit lobsingen.

    Rotgasig eingehüllte Jungfrau schreitest du mir entgegen, o du

    Maria Magdalena, Leidenerlösering von knechtiger Knechtschaft. Stehsuchtgestreckter

    Männerarm umfasst weichen Mädchenduft und

    sucht Lippe der Liebe ....

    Aber donnerkrachender Blitzschlag fällt den Schornstein

    zu backsteingehäuftem Trümmerhaufen. Eines Gottes Stimme

    nur mahnt eherne Lettern in gedörrte Gehirne von Menschenfreiheit

    und Liebe.

    Bleiherne Militärmusik paukt in der Ferne: Immer an dem Draht

    lang, immer .. an .... dem ...... Draht ........ entlang .........

                                                                              H. Querner.


     rechte Seite 

    Weihnachtstraum.

    Des Meeres Woge rauscht am grauen Bug des Schiffes.

    Im Strahl der klaren Wintersonne springt silberweiss der Gischt empor.

    An Bord stehn dichtgedrängt, erwartungsvoll die Kriegsgefangenen Offiziere.

    Wieviele Monde haben sie der Knechtschaft Joch getragen hinter Draht,

    Waren fern der deutschen Heimat, fern auch ihren Lieben! -

    Nun spähn verlangend sie zum nahen heim'schen Strand.

    Und dem Gestade nähert sich das Schiff; es wirft die Anker.

    Von Hochgefühl die Brust geschwellt steh'n nun auf deutschem Boden sie.

    Und ich steh' mitten unter ihnen, von Jubel meine Seele voll. -

    Doch bald zerstreut nun ist die Schar nach allen Winden.

    Das Dampfross faucht; die Räder rasseln;

    Das Telegrafen Stangen, die getielten Fluren

    Zu langsam ziehn sie meines Aug' vorbei.

    Das sehnsuchtsvolle Herz es eilt voraus.



  • April 4, 2018 12:22:24 Chrissie Lutze

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    Capriccio furioso.

    Grauer Beton des Lesesaals droht wie windschiefes

    Mauerwerk auf meinem rauchenden Kopf einen Fabrikschornstein

    zu bauen. Gedanken von Erkenntnisphiosophie wirbeln im

    Hirn einen Tango, der wie abgehackte Elektromusik auf das Trommelfell

    tanztönt. Kantsche Wirklichkeitstheorie und grellgrünschillerndes

    Tanzlicht schaffen Gedanken des Heimatwehs, in das Stacheldrahtzackenkanten

    blutige Fleischfetzen schneiden. In blutleeres Hirn greifen

    wühlend kantige knochenknackende Bleichhände, die das "Immer an

    dem Draht lang" des Drahtzauns zu einer rasend rotierenden Wirbelmasse,

    genannt Drahtpsychose, werden lassen, Contra-re der Doppelkopfschläge

    und dozierender Ton des Psyche analysierenden Bauchredners.

    Fester ziehe ich die friedenden Kniekehlen in die vor Kälte zitternden

    Backenknochen. Stierer Blick bohrt geweitetes Weissauge in

    Nebelsfernen. - - - Und von zerreissenden Schleiern wellenzitternde

    Sphärenmusik lässt Paradiese entstehen, wi auf blaublumiger

    Wiese nackte Menschenpaare dem Gotte der Freiheit lobsingen.

    Rotgasig eingehüllte Jungfrau schreitest du mir entgegen, o du

    Maria Magdalena, Leidenerlösering von knechtiger Knechtschaft. Stehsuchtgestreckter

    Männerarm umfasst weichen Mädchenduft und

    sucht Lippe der Liebe ....

    Aber donnerkrachender Blitzschlag fällt den Schornstein

    zu backsteingehäuftem Trümmerhaufen. Eines Gottes Stimme

    nur mahnt eherne Lettern in gedörrte Gehirne von Menschenfreiheit

    und Liebe.

    Bleiherne Militärmusik paukt in der Ferne: Immer an dem Draht

    lang, immer .. an .... dem ...... Draht ........ entlang .........

                                                                              H. Querner.


     rechte Seite 





  • April 4, 2018 12:22:16 Chrissie Lutze

     linke Seite 

    Capriccio furioso.

    Grauer Beton des Lesesaals droht wie windschiefes

    Mauerwerk auf meinem rauchenden Kopf einen Fabrikschornstein

    zu bauen. Gedanken von Erkenntnisphiosophie wirbeln im

    Hirn einen Tango, der wie abgehackte Elektromusik auf das Trommelfell

    tanztönt. Kantsche Wirklichkeitstheorie und grellgrünschillerndes

    Tanzlicht schaffen Gedanken des Heimatwehs, in das Stacheldrahtzackenkanten

    blutige Fleischfetzen schneiden. In blutleeres Hirn greifen

    wühlend kantige knochenknackende Bleichhände, die das "Immer an

    dem Draht lang" des Drahtzauns zu einer rasend rotierenden Wirbelmasse,

    genannt Drahtpsychose, werden lassen, Contra-re der Doppelkopfschläge

    und dozierender Ton des Psyche analysierenden Bauchredners.

    Fester ziehe ich die friedenden Kniekehlen in die vor Kälte zitternden

    Backenknochen. Stierer Blick bohrt geweitetes Weissauge in

    Nebelsfernen. - - - Und von zerreissenden Schleiern wellenzitternde

    Sphärenmusik lässt Paradiese entstehen, wi auf blaublumiger

    Wiese nackte Menschenpaare dem Gotte der Freiheit lobsingen.

    Rotgasig eingehüllte Jungfrau schreitest du mir entgegen, o du

    Maria Magdalena, Leidenerlösering von knechtiger Knechtschaft. Stehsuchtgestreckter

    Männerarm umfasst weichen Mädchenduft und

    sucht Lippe der Liebe ....

    Aber donnerkrachender Blitzschlag fällt den Schornstein

    zu backsteingehäuftem Trümmerhaufen. Eines Gottes Stimme

    nur mahnt eherne Lettern in gedörrte Gehirne von Menschenfreiheit

    und Liebe.

    Bleiherne Militärmusik paukt in der Ferne: Immer an dem Draht

    lang, immer .. an .... dem ...... Draht ........ entlang .........

                                                                              H. Querner.





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  • 54.1387805||-1.5242118||

    Ripon / Yorkshire (Groß-Britannien)

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1342 / 12581
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Elke und Rainer Kruse
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Aug, 1919
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