Erinnerungsbuch, item 35
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Abschied wünschte der Major der "armen Zigeunerbatterie", daß sie jetzt
endlich ein dauerndes Heim finden möge. Und man kriegte dieses
Zigeunerleben auch allmählich satt.
Am 13.12. ging es von Rethel fort: zunächst über
Perthes, Juniville, La Neuville ins Waldburglager, von dort am 17/12
ins Stellung als Tankabwehrbatterie über La Neuville, Bethenyville,
St. Hilaire und St. Martin; um St. Martin und Dontrien wurden
unsere Geschütze verteilt, so daß von einem zum andren 3/4 - 1 Std.
zu laufen war. Bei wunderbar schönem, aber ziemlich kalten Schneewetter
rückten wir nachts um 12 h dorthin ab. Zu dieser Zeit bestand
meine Beschäftigung einerseits im Flicken und In-Ordnung-halten
der Leitungen, keiner kleinen Aufgabe, da bei dem hin und wieder
eintretenden Tauwetter selbstverständlich die mangelhaften Isolierungen
nicht mehr hielten. Tatsächlich waren wir auch des öfteren
ohne Verbindung mit dem Nachbargeschütz. Es hat manchen Krach
gesetzt; aber ohne Material ist nun einmal nichts anzufangen.
Andererseits war ich Meldegänger zum Batterieführer in St. Hilaire,
Essenholer, Befehlsempfänger auf Gruppe u. s. w., eine wirklich
anstrengende Zeit, ohne daß man mir schließlich meine Mühe anerkannt
hätte. Weihnachten und Neujahr verlebten wir dort, beides
den Umständen gemäß gefeiert. Am 2/1. wurden wir
dann endlichabgelöst.
Der folgende Absatz ist links markiert mit: III.
Hatte man nun geglaubt, wie immer, es würde
jetzt endlich besser werden in der Batterie, so hatte man sich mal wieder
gründlich getäuscht. Eigentlich das Gegenteil war der Fall. Von Tag zu
Tag wurde uns mehr Dienst aufgepackt, von früh bis spät. Und
Nachexerzieren wurde verhängt bei der kleinsten Kleinigkeit , daß
die Leute tatsächlich dabei umfielen.
So kam Kaisers Geburtstag heran. Die Liebesgaben
wurden verteilt, die die Ersatzabteilung uns als Weihnachtsgeschenk
zugedacht hatte; aber der "Gefreite" blieb aus. Dafür wurden aber
zwei andere Gefreite: der eine unser Tischler, dem ich es wirklich gönne;
Ab hier links markiert mit: II.
denn er hat bei uns viel Arbeit gehabt; der andere ein junger Bengel,
gerade 1/2 Jahr eingezogen, für nichts; dazu noch der E. K. II. "Ohne
Schmieren.... und zwar beim Batterieführer durch Butter u. dgl. fährt
hier niemand auf Urlaub oder wird befördert. Es ist eine Sünde
und Schande so etwas mit ansehen zu müssen und still sein zu müssen,
weil die Beweise fehlen!" So meldete ich mich am 28.1. krank wegen
Rheumatismus.
- 26. -
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Abschied wünschte der Major der "armen Zigeunerbatterie", daß sie jetzt
endlich ein dauerndes Heim finden möge. Und man kriegte dieses
Zigeunerleben auch allmählich satt.
Am 13.12. ging es von Rethel fort: zunächst über
Perthes, Juniville, La Neuville ins Waldburglager, von dort am 17/12
ins Stellung als Tankabwehrbatterie über La Neuville, Bethenyville, [=Bétheniville]
St. Hilaire und St. Martin; um St. Martin und Dontrien wurden
unsere Geschütze verteilt, so daß von einem zum andren 3/4 - 1 Std.
zu laufen war. Bei wunderbar schönem, aber ziemlich kalten Schneewetter
rückten wir nachts um 12 h dorthin ab. Zu dieser Zeit bestand
meine Beschäftigung einerseits im Flicken und In-Ordnung-halten
der Leitungen, keiner kleinen Aufgabe, da bei dem hin und wieder
eintretenden Tauwetter selbstverständlich die mangelhaften Isolierungen
nicht mehr hielten. Tatsächlich waren wir auch des öfteren
ohne Verbindung mit dem Nachbargeschütz. Es hat manchen Krach
gesetzt; aber ohne Material ist nun einmal nichts anzufangen.
Andererseits war ich Meldegänger zum Batterieführer in St. Hilaire,
Essenholer, Befehlsempfänger auf Gruppe u. s. w., eine wirklich
anstrengende Zeit, ohne daß man mir schließlich meine Mühe anerkannt
hätte. Weihnachten und Neujahr verlebten wir dort, beides
den Umständen gemäß gefeiert. Am 2/1. wurden wir
dann endlichabgelöst.
Der folgende Absatz ist links markiert mit: III.
Hatte man nun geglaubt, wie immer, es würde
jetzt endlich besser werden in der Batterie, so hatte man sich mal wieder
gründlich getäuscht. Eigentlich das Gegenteil war der Fall. Von Tag zu
Tag wurde uns mehr Dienst aufgepackt, von früh bis spät. Und
Nachexerzieren wurde verhängt bei der kleinsten Kleinigkeit , daß
die Leute tatsächlich dabei umfielen.
So kam Kaisers Geburtstag heran. Die Liebesgaben
wurden verteilt, die die Ersatzabteilung uns als Weihnachtsgeschenk
zugedacht hatte; aber der "Gefreite" blieb aus. Dafür wurden aber
zwei andere Gefreite: der eine unser Tischler, dem ich es wirklich gönne;
Ab hier links markiert mit: II.
denn er hat bei uns viel Arbeit gehabt; der andere ein junger Bengel,
gerade 1/2 Jahr eingezogen, für nichts; dazu noch der E. K. II. "Ohne
Schmieren.... und zwar beim Batterieführer durch Butter u. dgl. fährt
hier niemand auf Urlaub oder wird befördert. Es ist eine Sünde
und Schande so etwas mit ansehen zu müssen und still sein zu müssen,
weil die Beweise fehlen!" So meldete ich mich am 28.1. krank wegen
Rheumatismus.
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Abschied wünschte der Major der "armen Zigeunerbatterie", daß sie jetzt
endlich ein dauerndes Heim finden möge. Und man kriegte dieses
Zigeunerleben auch allmählich satt.
Am 13.12. ging es von Rethel fort: zunächst über
Perthes, Juniville, La Neuville ins Waldburglager, von dort am 17/12
ins Stellung als Tankabwehrbatterie über La Neuville, Bethenyville, [=Bétheniville]
St. Hilaire und St. Martin; um St. Martin und Dontrien wurden
unsere Geschütze verteilt, so daß von einem zum andren 3/4 - 1 Std.
zu laufen war. Bei wunderbar schönem, aber ziemlich kalten Schneewetter
rückten wir nachts um 12 h dorthin ab. Zu dieser Zeit bestand
meine Beschäftigung einerseits im Flicken und In-Ordnung-halten
der Leitungen, keiner kleinen Aufgabe, da bei dem hin und wieder
eintretenden Tauwetter selbstverständlich die mangelhaften Isolierungen
nicht mehr hielten. Tatsächlich waren wir auch des öfteren
ohne Verbindung mit dem Nachbargeschütz. Es hat manchen Krach
gesetzt; aber ohne Material ist nun einmal nichts anzufangen.
Andererseits war ich Meldegänger zum Batterieführer in St. Hilaire,
Essenholer, Befehlsempfänger auf Gruppe u. s. w., eine wirklich
anstrengende Zeit, ohne daß man mir schließlich meine Mühe anerkannt
hätte. Weihnachten und Neujahr verlebten wir dort, beides
den Umständen gemäß gefeiert. Am 2/1. wurden wir
dann endlichabgelöst.
Der folgende Absatz ist links markiert mit: III.
Hatte man nun geglaubt, wie immer, es würde
jetzt endlich besser werden in der Batterie, so hatte man sich mal wieder
gründlich getäuscht. Eigentlich das Gegenteil war der Fall. Von Tag zu
Tag wurde uns mehr Dienst aufgepackt, von früh bis spät. Und
Nachexerzieren wurde verhängt bei der kleinsten Kleinigkeit , daß
die Leute tatsächlich dabei umfielen.
So kam Kaisers Geburtstag heran. Die Liebesgaben
wurden verteilt, die die Ersatzabteilung uns als Weihnachtsgeschenk
zugedacht hatte; aber der "Gefreite" blieb aus. Dafür wurden aber
zwei andere Gefreite: der eine unser Tischler, dem ich es wirklich gönne;
Ab hier links markiert mit: II.
denn er hat bei uns viel Arbeit gehabt; der andere ein junger Bengel,
gerade 1/2 Jahr eingezogen, für nichts; dazu noch der E. K. II. "Ohne
Schmieren.... und zwar beim Batterieführer durch Butter u. dgl. fährt
hier niemand auf Urlaub oder wird befördert. Es ist eine Sünde
und Schande so etwas mit ansehen zu müssen und still sein zu müssen,
weil die Beweise fehlen!" So meldete ich mich am 28. 1. krank wegen
Rheumatismus.
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Abschied wünschte der Major dem "armen Zigeunerbataillon" daß sie jetzt
endlich en dauerndes Heim finden möge. Und man kriegte dieses
Zigeunerleben auch allmählich satt.
Am 13.12. ging es von Rethel fort: zunächst über
Perthes, Juniville, La Neuville ins Waldburglager, von dort am 17/12
ins Stellung als Tankabwehrbatterie über La Neuville, Bethenyville, [=Bétheniville]
St. Hilaire und St. Martin; um St. Martin und Dontrien wurden
unsere Geschütze verteilt, so daß von einem zum andren 3/4 - 1 Std.
zu laufen war. Bei wunderbar schönem, aber ziemlich kalten Schneewetter
rückten wir nachts um 12 h dorthin ab. Zu dieser Zeit bestand
meine Beschäftigung einerseits im Flicken und In-Ordnung-halten
der Leitungen, keiner kleinen Aufgabe, da bei dem hin und wieder
eintretenden Tauwetter selbstverständlich die mangelhaften Isolierungen
nicht mehr hielten. Tatsächlich waren wir auch des öfteren
ohne Verbindung mit dem Nachbargeschütz. Es hat manchen Krach
gesetzt; aber ohne Material ist nun einmal nichts anzufangen.
Andererseits war ich Meldegänger zum Batterieführer in St. Hilaire,
Essenholer, Befhelsempfänger auf Gruppe u. s. w., eine wirklich
anstrengende Zeit, ohne daß man mir schließlich meine Mühe anerkannt
hätte. Weihnachten und Neujahr verlebten wir dort, beides
den Umständen gemäß gefeiert. Am 2/1. wurden wir
dann endlichabgelöst.
Der folgende Absatz ist links markiert mit: III.
Hatte man nun geglaubt, wie immer, es würde
jetzt endlich besser werden in der Batterie, so hatte man sich mal wieder
gründlich getäuscht. Eigentlich das Gegenteil war der Fall. Von Tag zu
Tag wurde uns mehr Dienst aufgepackt, von früh bis spät. Und
Nachexerzieren wurde verhängt bei der kleinsten Kleinigkeit , daß
die Leute tatsächlich dabei umfielen.
So kam Kaisers Geburtstag heran. Die Liebesgaben
wurden verteilt, die die Ersatzabteilung uns als Weihnachtsgeschenk
zugedacht hatte; aber der "Gefreite" blieb aus. Dafür wurden aber
zwei andere Gefreite: der eine unser Tischler, dem ich es wirklich gönne;
Ab hier links markiert mit: II.
denn er hat bei uns viel Arbeit gehabt; der andere ein junger Bengel,
gerade 1/2 Jahr eingezogen, für nichts; dazu noch der E. K. II. "Ohne
Schmieren.... und zwar beim Batterieführer durch Butter u. dgl. fährt
hier niemand auf Urlaub oder wird befördert. Es ist eine Sünde
und Schande so etwas mit ansehen zu müssen und still sein zu müssen,
weil die Beweise fehlen!" So meldete ich mich am 28. 1. krank wegen
Rheumatismus.
Description
Save description- 49.509722||4.3675||
Rethel
- 49.450278||4.351389||
Perthes (Ardennes)
- 49.398333||4.383333||
Juniville
- 49.347778||4.377222||
La Neuville-en-Tourne-à-Fuy
- 49.2939||4.3681||
Bétheniville
- 49.274444||4.390556||
Saint-Hilaire-le-Petit
- 49.2508||4.4069||
Saint-Martin-l'Heureux
- 49.24||4.413056||
Dontrien
- 52.5234051||13.4113999||||1
Berlin
Location(s)
Story location Berlin
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Additional document location Juniville
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Additional document location La Neuville-en-Tourne-à-Fuy
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Additional document location Bétheniville
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Additional document location Saint-Hilaire-le-Petit
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Additional document location Saint-Martin-l'Heureux
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Additional document location Dontrien
- ID
- 1285 / 10778
- Contributor
- Rheinboldt, Sigrid
December 13, 1917 – January 28, 1918
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- Western Front
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