FRBNFM-346 Henry Martin, item 4

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 item 4 

 linke Seite 

haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

Wilden.

    Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

ernster Besorgnis.


                              Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                      im französischen Heere


bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

erhöht.

    Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

    Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


    Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

    Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

von 800 auf 2,441 gestiegen.

    Heute verzeichnen die auf amtlichem Material fußenden Aufstellungen eine

Summe von 32,000 ausländischen Kriegsfreiwilligen. Diese Zahl

stellt rund drei Divisionen dar, die sich in mutiger Begeisterung für Recht und

Gerechtigkeit, als totesfreudige [sic] Rächer und Verteidiger einer vergewaltigten Neutralität

und Freiheit den siegessicheren französischen Regimentern angeschlossen

haben. Kann das deutsche Heer eine ähnliche Erscheinung auch 

nur entfernt aufweisen?


                                Eine hübsche Zensurleistung


    Das Brüxer Volksblatt brachte jüngst einen Artikel über die Teuerung.

Der österreichische Zensor strich alle "scharfen" Stellen, doch in seinem

Uebereifer ließ er den Rotstift auch über einen "harmlosen" Passus gleiten,

der die von den Lebensmittelwucherern allgemein betonte Behauptung

in Abrede stellt, daß die Teuerung infolge riesigen Mangels an

Nahrungsmitteln begründet ist. Der letzte Satz dieses Passus blieb jedoch

stehen, wodurch der Anfang des Artikels sich folgendermaßen gestaltete:

    "Tag für Tag wird die Lage drückender. Die Teuerung in unserer

Stadt nimmt nie geahnte Dimensionen an. Die Bevölkerung sieht

traurigen Zeiten entgegen. Mehl ist       vorhanden. Die ärmere

Klasse hat im wahren Sinne des Wortes       zu essen. Die Regierung

kümmert sich       um das Schicksal der Bevölkerung und auch

die Behörden stehen         auf der Höhe ihrer Aufgaben.

          Und gerade das Gegenteil ist wahr."


 rechte Seite 

                                               Franktirör?


  Wir lesen in der "Straßburger Post" vom 2. Oktober, daß ein

gewisser Pfarrer von Sellrain in Tirol, mit Namen Josef Hosp, für

"hervorragende Leistungen vor dem Feind" mit irgend einem  Militärkreuz 

ausgezeichnet worden ist. Der Herr Pfarrer soll als Führer und Beobachter

große Dienste geleistet haben. "Außerdem" fügt die deutsche

Zeitung ganz naiv hinzu "ist Pfarrer Hosp ein ausgezeichneter

Schütze, der von den gefährdesten [sic] Stellungen aus schon

manchem Alpino des Lebenslicht ausgeblasen hat".

    In Belgien, in Nordfrankreich haben deutsche Truppen Dörfer und

Städte verbrannt, Dutzende von Männern, sogar Priester und Frauen,

wurden standrechtlich erschossen, Schuldige und Unschuldige wurden

hingemordet, unter dem Vorwand, daß irgendwo jemand aus der 

Civilbevölkerung auf die einmarschieren Truppen geschossen hat. In Serbien

begehen deutsche und österreichische Truppen dieselben Greuel [sic], immer weil

Serben, die nicht zur Armee gehören, ihr Vaterland verteidigen. Jedesmal

teilt uns dann die deutsche Presse in rührseligem Tone mit, daß

"leider" diese oder jene Stadt nach Kriegsrecht bestraft werden mußte, 

daß hier oder dort einige Massenhinrichtungen vorgenommen wurden, weil

ruchlose Franktirörs hinterrücks edle deutsche Soldaten ermordet hätten.

Man erinnere sich der furchtbaren Schauermärchen, welche die deutsche

Presse über die Belgier und deren Frauen verbreitet haben, um Plünderungen

und Brandschatzungen durch deutsche Truppen zu entschuldigen . . .

    Und jetzt kommt dieselbe deutsche Presse und rühmt uns die Heldentaten

eines Tiroler Pfarrers, eines Dieners des Herrn, "der schon manchem

Alpino das Lebenslicht ausgeblasen hat." 

    Der "Vorwärts" selbst hat seiner Zeit festgestellt, daß die Anklagen

gegen die belgische und französische Civilbevölkerung auf maßlosen Übertreibungen

und Lügen beruhen. Hier dagegen haben wir einen Fall, der

von der deutschen Presse selbst zugegeben wird; er charakterisiert trefflich

die einseitige und ungerechte Beurteilung der Ereignisse durch die deutsche

Presse. Dennoch wird sich unter den deutschen Zeitungslesern der eine oder

andere fragen, ob denn zwischen den "ruchlosen belgischen Franktirörs"

(deren Existenz, nebenbei gesagt, nicht erwiesen ist) und dem Tiroler

geistlichen Scharfschützen ein so großer Unterschied besteht!


                                                       Teure Eier.


    In Berlin wurden (laut Berliner Tageblatt, 3. 11. 1915) in einem

großen Delikatessengeschäft Eier zu 35 Pfg. das Stück verkauft. Freilich

hatte die Behörde einen Höchstpreis von 25 Pfg. festgestellt. Schade ist

nur - sagte letzthin eine Berliner Hausfrau -  "daß man nischt dafür

kriegt".


                                        Schwere Fragen.

    

    Darf ich an fettlosen Tagen kalten Braten essen? Ist an fleischlosen

Tagen kalter Aufschnitt zulässig? Darf ich am Sonnabend Schinken zu

meinem Kriegsbrot essen?  Solche Anfragen werden seit der Verordnung

massenhaft an die Berliner Zeitung gestellt. Den Arbeiter interessiert

die Bundesratsverordnung weniger. Den warmen und den kalten Braten

hat er sich schon lange abgewöhnt, die Preise für Schinken und kalten

Aufschnitt sind schon längst unerschwinglich. Aber es steht im [sic] offen das

abwesende Fleisch durch die Lektüre einer Agrarierzeitung zu ersetzen,

und er wird mit Freuden lesen, daß in Deutschland von einem Mangel

an Nahrungsmitteln nichts zu merken ist.






                                         



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 item 4 

 linke Seite 

haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

Wilden.

    Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

ernster Besorgnis.


                              Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                      im französischen Heere


bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

erhöht.

    Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

    Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


    Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

    Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

von 800 auf 2,441 gestiegen.

    Heute verzeichnen die auf amtlichem Material fußenden Aufstellungen eine

Summe von 32,000 ausländischen Kriegsfreiwilligen. Diese Zahl

stellt rund drei Divisionen dar, die sich in mutiger Begeisterung für Recht und

Gerechtigkeit, als totesfreudige [sic] Rächer und Verteidiger einer vergewaltigten Neutralität

und Freiheit den siegessicheren französischen Regimentern angeschlossen

haben. Kann das deutsche Heer eine ähnliche Erscheinung auch 

nur entfernt aufweisen?


                                Eine hübsche Zensurleistung


    Das Brüxer Volksblatt brachte jüngst einen Artikel über die Teuerung.

Der österreichische Zensor strich alle "scharfen" Stellen, doch in seinem

Uebereifer ließ er den Rotstift auch über einen "harmlosen" Passus gleiten,

der die von den Lebensmittelwucherern allgemein betonte Behauptung

in Abrede stellt, daß die Teuerung infolge riesigen Mangels an

Nahrungsmitteln begründet ist. Der letzte Satz dieses Passus blieb jedoch

stehen, wodurch der Anfang des Artikels sich folgendermaßen gestaltete:

    "Tag für Tag wird die Lage drückender. Die Teuerung in unserer

Stadt nimmt nie geahnte Dimensionen an. Die Bevölkerung sieht

traurigen Zeiten entgegen. Mehl ist       vorhanden. Die ärmere

Klasse hat im wahren Sinne des Wortes       zu essen. Die Regierung

kümmert sich       um das Schicksal der Bevölkerung und auch

die Behörden stehen         auf der Höhe ihrer Aufgaben.

          Und gerade das Gegenteil ist wahr."


 rechte Seite 

                                               Franktirör?


  Wir lesen in der "Straßburger Post" vom 2. Oktober, daß ein

gewisser Pfarrer von Sellrain in Tirol, mit Namen Josef Hosp, für

"hervorragende Leistungen vor dem Feind" mit irgend einem  Militärkreuz 

ausgezeichnet worden ist. Der Herr Pfarrer soll als Führer und Beobachter

große Dienste geleistet haben. "Außerdem" fügt die deutsche

Zeitung ganz naiv hinzu "ist Pfarrer Hosp ein ausgezeichneter

Schütze, der von den gefährdesten [sic] Stellungen aus schon

manchem Alpino des Lebenslicht ausgeblasen hat".

    In Belgien, in Nordfrankreich haben deutsche Truppen Dörfer und

Städte verbrannt, Dutzende von Männern, sogar Priester und Frauen,

wurden standrechtlich erschossen, Schuldige und Unschuldige wurden

hingemordet, unter dem Vorwand, daß irgendwo jemand aus der 

Civilbevölkerung auf die einmarschieren Truppen geschossen hat. In Serbien

begehen deutsche und österreichische Truppen dieselben Greuel [sic], immer weil

Serben, die nicht zur Armee gehören, ihr Vaterland verteidigen. Jedesmal

teilt uns dann die deutsche Presse in rührseligem Tone mit, daß

"leider" diese oder jene Stadt nach Kriegsrecht bestraft werden mußte, 

daß hier oder dort einige Massenhinrichtungen vorgenommen wurden, weil

ruchlose Franktirörs hinterrücks edle deutsche Soldaten ermordet hätten.

Man erinnere sich der furchtbaren Schauermärchen, welche die deutsche

Presse über die Belgier und deren Frauen verbreitet haben, um Plünderungen

und Brandschatzungen durch deutsche Truppen zu entschuldigen . . .

    Und jetzt kommt dieselbe deutsche Presse und rühmt uns die Heldentaten

eines Tiroler Pfarrers, eines Dieners des Herrn, "der schon manchem

Alpino das Lebenslicht ausgeblasen hat." 

    Der "Vorwärts" selbst hat seiner Zeit festgestellt, daß die Anklagen

gegen die belgische und französische Civilbevölkerung auf maßlosen Übertreibungen

und Lügen beruhen. Hier dagegen haben wir einen Fall, der

von der deutschen Presse selbst zugegeben wird; er charakterisiert trefflich

die einseitige und ungerechte Beurteilung der Ereignisse durch die deutsche

Presse. Dennoch wird sich unter den deutschen Zeitungslesern der eine oder

andere fragen, ob denn zwischen den "ruchlosen belgischen Franktirörs"

(deren Existenz, nebenbei gesagt, nicht erwiesen ist) und dem Tiroler

geistlichen Scharfschützen ein so großer Unterschied besteht!


                                                       Teure Eier.


    In Berlin wurden (laut Berliner Tageblatt, 3. 11. 1915) in einem

großen Delikatessengeschäft Eier zu 35 Pfg. das Stück verkauft. Freilich

hatte die Behörde einen Höchstpreis von 25 Pfg. festgestellt. Schade ist

nur - sagte letzthin eine Berliner Hausfrau -  "daß man nischt dafür

kriegt".


                                        Schwere Fragen.

    

    Darf ich an fettlosen Tagen kalten Braten essen? Ist an fleischlosen

Tagen kalter Aufschnitt zulässig? Darf ich am Sonnabend Schinken zu

meinem Kriegsbrot essen?  Solche Anfragen werden seit der Verordnung

massenhaft an die Berliner Zeitung gestellt. Den Arbeiter interessiert

die Bundesratsverordnung weniger. Den warmen und den kalten Braten

hat er sich schon lange abgewöhnt, die Preise für Schinken und kalten

Aufschnitt sind schon längst unerschwinglich. Aber es steht im [sic] offen das

abwesende Fleisch durch die Lektüre einer Agrarierzeitung zu ersetzen,

und er wird mit Freuden lesen, daß in Deutschland von einem Mangel

an Nahrungsmitteln nichts zu merken ist.






                                         




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  • July 9, 2018 17:50:51 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


    Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

    Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

    Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

    Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

    Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

    Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


        Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

    wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

        Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

    sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

    4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

    1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

    und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

    Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

    von 800 auf 2,441 gestiegen.

        Heute verzeichnen die auf amtlichem Material fußenden Aufstellungen eine

    Summe von 32,000 ausländischen Kriegsfreiwilligen. Diese Zahl

    stellt rund drei Divisionen dar, die sich in mutiger Begeisterung für Recht und

    Gerechtigkeit, als totesfreudige [sic] Rächer und Verteidiger einer vergewaltigten Neutralität

    und Freiheit den siegessicheren französischen Regimentern angeschlossen

    haben. Kann das deutsche Heer eine ähnliche Erscheinung auch 

    nur entfernt aufweisen?


                                    Eine hübsche Zensurleistung


        Das Brüxer Volksblatt brachte jüngst einen Artikel über die Teuerung.

    Der österreichische Zensor strich alle "scharfen" Stellen, doch in seinem

    Uebereifer ließ er den Rotstift auch über einen "harmlosen" Passus gleiten,

    der die von den Lebensmittelwucherern allgemein betonte Behauptung

    in Abrede stellt, daß die Teuerung infolge riesigen Mangels an

    Nahrungsmitteln begründet ist. Der letzte Satz dieses Passus blieb jedoch

    stehen, wodurch der Anfang des Artikels sich folgendermaßen gestaltete:

        "Tag für Tag wird die Lage drückender. Die Teuerung in unserer

    Stadt nimmt nie geahnte Dimensionen an. Die Bevölkerung sieht

    traurigen Zeiten entgegen. Mehl ist       vorhanden. Die ärmere

    Klasse hat im wahren Sinne des Wortes       zu essen. Die Regierung

    kümmert sich       um das Schicksal der Bevölkerung und auch

    die Behörden stehen         auf der Höhe ihrer Aufgaben.

              Und gerade das Gegenteil ist wahr."


     rechte Seite 

                                                   Franktirör?


      Wir lesen in der "Straßburger Post" vom 2. Oktober, daß ein

    gewisser Pfarrer von Sellrain in Tirol, mit Namen Josef Hosp, für

    "hervorragende Leistungen vor dem Feind" mit irgend einem  Militärkreuz 

    ausgezeichnet worden ist. Der Herr Pfarrer soll als Führer und Beobachter

    große Dienste geleistet haben. "Außerdem" fügt die deutsche

    Zeitung ganz naiv hinzu "ist Pfarrer Hosp ein ausgezeichneter

    Schütze, der von den gefährdesten [sic] Stellungen aus schon

    manchem Alpino des Lebenslicht ausgeblasen hat".

        In Belgien, in Nordfrankreich haben deutsche Truppen Dörfer und

    Städte verbrannt, Dutzende von Männern, sogar Priester und Frauen,

    wurden standrechtlich erschossen, Schuldige und Unschuldige wurden

    hingemordet, unter dem Vorwand, daß irgendwo jemand aus der 

    Civilbevölkerung auf die einmarschieren Truppen geschossen hat. In Serbien

    begehen deutsche und österreichische Truppen dieselben Greuel [sic], immer weil

    Serben, die nicht zur Armee gehören, ihr Vaterland verteidigen. Jedesmal

    teilt uns dann die deutsche Presse in rührseligem Tone mit, daß

    "leider" diese oder jene Stadt nach Kriegsrecht bestraft werden mußte, 

    daß hier oder dort einige Massenhinrichtungen vorgenommen wurden, weil

    ruchlose Franktirörs hinterrücks edle deutsche Soldaten ermordet hätten.

    Man erinnere sich der furchtbaren Schauermärchen, welche die deutsche

    Presse über die Belgier und deren Frauen verbreitet haben, um Plünderungen

    und Brandschatzungen durch deutsche Truppen zu entschuldigen . . .

        Und jetzt kommt dieselbe deutsche Presse und rühmt uns die Heldentaten

    eines Tiroler Pfarrers, eines Dieners des Herrn, "der schon manchem

    Alpino das Lebenslicht ausgeblasen hat." 

        Der "Vorwärts" selbst hat seiner Zeit festgestellt, daß die Anklagen

    gegen die belgische und französische Civilbevölkerung auf maßlosen Übertreibungen

    und Lügen beruhen. Hier dagegen haben wir einen Fall, der

    von der deutschen Presse selbst zugegeben wird; er charakterisiert trefflich

    die einseitige und ungerechte Beurteilung der Ereignisse durch die deutsche

    Presse. Dennoch wird sich unter den deutschen Zeitungslesern der eine oder

    andere fragen, ob denn zwischen den "ruchlosen belgischen Franktirörs"

    (deren Existenz, nebenbei gesagt, nicht erwiesen ist) und dem Tiroler

    geistlichen Scharfschützen ein so großer Unterschied besteht!


                                                           Teure Eier.


        In Berlin wurden (laut Berliner Tageblatt, 3. 11. 1915) in einem

    großen Delikatessengeschäft Eier zu 35 Pfg. das Stück verkauft. Freilich

    hatte die Behörde einen Höchstpreis von 25 Pfg. festgestellt. Schade ist

    nur - sagte letzthin eine Berliner Hausfrau -  "daß man nischt dafür

    kriegt".


                                            Schwere Fragen.

        

        Darf ich an fettlosen Tagen kalten Braten essen? Ist an fleischlosen

    Tagen kalter Aufschnitt zulässig? Darf ich am Sonnabend Schinken zu

    meinem Kriegsbrot essen?  Solche Anfragen werden seit der Verordnung

    massenhaft an die Berliner Zeitung gestellt. Den Arbeiter interessiert

    die Bundesratsverordnung weniger. Den warmen und den kalten Braten

    hat er sich schon lange abgewöhnt, die Preise für Schinken und kalten

    Aufschnitt sind schon längst unerschwinglich. Aber es steht im [sic] offen das

    abwesende Fleisch durch die Lektüre einer Agrarierzeitung zu ersetzen,

    und er wird mit Freuden lesen, daß in Deutschland von einem Mangel

    an Nahrungsmitteln nichts zu merken ist.






                                             



  • July 9, 2018 17:44:30 Beate Jochem

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     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


    Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

    Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

    Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

    Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

    Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

    Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


        Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

    wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

        Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

    sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

    4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

    1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

    und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

    Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

    von 800 auf 2,441 gestiegen.

        Heute verzeichnen die auf amtlichem Material fußenden Aufstellungen eine

    Summe von 32,000 ausländischen Kriegsfreiwilligen. Diese Zahl

    stellt rund drei Divisionen dar, die sich in mutiger Begeisterung für Recht und

    Gerechtigkeit, als totesfreudige [sic] Rächer und Verteidiger einer vergewaltigten Neutralität

    und Freiheit den siegessicheren französischen Regimentern angeschlossen

    haben. Kann das deutsche Heer eine ähnliche Erscheinung auch 

    nur entfernt aufweisen?


                                    Eine hübsche Zensurleistung


        Das Brüxer Volksblatt brachte jüngst einen Artikel über die Teuerung.

    Der österreichische Zensor strich alle "scharfen" Stellen, doch in seinem

    Uebereifer ließ er den Rotstift auch über einen "harmlosen" Passus gleiten,

    der die von den Lebensmittelwucherern allgemein betonte Behauptung

    in Abrede stellt, daß die Teuerung infolge riesigen Mangels an

    Nahrungsmitteln begründet ist. Der letzte Satz dieses Passus blieb jedoch

    stehen, wodurch der Anfang des Artikels sich folgendermaßen gestaltete:

        "Tag für Tag wird die Lage drückender. Die Teuerung in unserer

    Stadt nimmt nie geahnte Dimensionen an. Die Bevölkerung sieht

    traurigen Zeiten entgegen. Mehl ist       vorhanden. Die ärmere

    Klasse hat im wahren Sinne des Wortes       zu essen. Die Regierung

    kümmert sich       um das Schicksal der Bevölkerung und auch

    die Behörden stehen         auf der Höhe ihrer Aufgaben.

              Und gerade das Gegenteil ist wahr."


     rechte Seite 

                                                   Franktirör?


      Wir lesen in der "Straßburger Post" vom 2. Oktober, daß ein

    gewisser Pfarrer von Sellrain in Tirol, mit Namen Josef Hosp, für

    "hervorragende Leistungen vor dem Feind" mit irgend einem  Militärkreuz 

    ausgezeichnet worden ist. Der Herr Pfarrer soll als Führer und Beobachter

    große Dienste geleistet haben. "Außerdem" fügt die deutsche

    Zeitung ganz naiv hinzu "ist Pfarrer Hosp ein ausgezeichneter

    Schütze, der von den gefährdesten [sic] Stellungen aus schon

    manchem Alpino des Lebenslicht ausgeblasen hat".

        In Belgien, in Nordfrankreich haben deutsche Truppen Dörfer und

    Städte verbrannt, Dutzende von Männern, sogar Priester und Frauen,

    wurden standrechtlich erschossen, Schuldige und Unschuldige wurden

    hingemordet, unter dem Vorwand, daß irgendwo jemand aus der 

    Civilbevölkerung auf die einmarschieren Truppen geschossen hat. In Serbien

    begehen deutsche und österreichische Truppen dieselben Greuel [sic], immer weil

    Serben, die nicht zur Armee gehören, ihr Vaterland verteidigen. Jedesmal

    teilt uns dann die deutsche Presse in rührseligem Tone mit, daß

    "leider" diese oder jene Stadt nach Kriegsrecht bestraft werden mußte, 

    daß hier oder dort einige Massenhinrichtungen vorgenommen wurden, weil

    ruchlose Franktirörs hinterrücks edle deutsche Soldaten ermordet hätten.

    Man erinnere sich der furchtbaren Schauermärchen, welche die deutsche

    Presse über die Belgier und deren Frauen verbreitet haben, um Plünderungen

    und Brandschatzungen durch deutsche Truppen zu entschuldigen . . .

        Und jetzt kommt dieselbe deutsche Presse und rühmt uns die Heldentaten

    eines Tiroler Pfarrers, eines Dieners des Herrn, "der schon manchem

    Alpino das Lebenslicht ausgeblasen hat." 

        Der "Vorwärts" selbst hat seiner Zeit festgestellt, daß die Anklagen

    gegen die belgische und französische Civilbevölkerung auf maßlosen Übertreibungen

    und Lügen beruhen. Hier dagegen haben wir einen Fall, der

    von der deutschen Presse selbst zugegeben wird; er charakterisiert trefflich

    die einseitige und ungerechte Beurteilung der Ereignisse durch die deutsche

    Presse. Dennoch wird sich unter den deutschen Zeitungslesern der eine oder

    andere fragen, ob denn zwischen den "ruchlosen belgischen Franktirörs"

    (deren Existenz, nebenbei gesagt, nicht erwiesen ist) und dem Tiroler

    geistlichen Scharfschützen ein so großer Unterschied besteht!


                                                           Teure Eier.


        In Berlin wurden (laut Berliner Tageblatt, 3. 11. 1915) in einem

    großen Delikatessengeschäft Eier zu 35 Pfg. das Stück verkauft. Freilich

    hatte die Behörde einen Höchstpreis von 25 Pfg. festgestellt. Schade ist

    nur - sagte letzthin eine Berliner Hausfrau -  "daß man nischt dafür

    kriegt".







                                             




  • July 9, 2018 17:40:48 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


    Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

    Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

    Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

    Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

    Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

    Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


        Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

    wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

        Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

    sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

    4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

    1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

    und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

    Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

    von 800 auf 2,441 gestiegen.

        Heute verzeichnen die auf amtlichem Material fußenden Aufstellungen eine

    Summe von 32,000 ausländischen Kriegsfreiwilligen. Diese Zahl

    stellt rund drei Divisionen dar, die sich in mutiger Begeisterung für Recht und

    Gerechtigkeit, als totesfreudige [sic] Rächer und Verteidiger einer vergewaltigten Neutralität

    und Freiheit den siegessicheren französischen Regimentern angeschlossen

    haben. Kann das deutsche Heer eine ähnliche Erscheinung auch 

    nur entfernt aufweisen?


                                    Eine hübsche Zensurleistung


        Das Brüxer Volksblatt brachte jüngst einen Artikel über die Teuerung.

    Der österreichische Zensor strich alle "scharfen" Stellen, doch in seinem

    Uebereifer ließ er den Rotstift auch über einen "harmlosen" Passus gleiten,

    der die von den Lebensmittelwucherern allgemein betonte Behauptung

    in Abrede stellt, daß die Teuerung infolge riesigen Mangels an

    Nahrungsmitteln begründet ist. Der letzte Satz dieses Passus blieb jedoch

    stehen, wodurch der Anfang des Artikels sich folgendermaßen gestaltete:

        "Tag für Tag wird die Lage drückender. Die Teuerung in unserer

    Stadt nimmt nie geahnte Dimensionen an. Die Bevölkerung sieht

    traurigen Zeiten entgegen. Mehl ist       vorhanden. Die ärmere

    Klasse hat im wahren Sinne des Wortes       zu essen. Die Regierung

    kümmert sich       um das Schicksal der Bevölkerung und auch

    die Behörden stehen         auf der Höhe ihrer Aufgaben.

              Und gerade das Gegenteil ist wahr."


     rechte Seite 

                                                   Franktirör?


      Wir lesen in der "Straßburger Post" vom 2. Oktober, daß ein

    gewisser Pfarrer von Sellrain in Tirol, mit Namen Josef Hosp, für

    "hervorragende Leistungen vor dem Feind" mit irgend einem  Militärkreuz 

    ausgezeichnet worden ist. Der Herr Pfarrer soll als Führer und Beobachter

    große Dienste geleistet haben. "Außerdem" fügt die deutsche

    Zeitung ganz naiv hinzu "ist Pfarrer Hosp ein ausgezeichneter

    Schütze, der von den gefährdesten [sic] Stellungen aus schon

    manchem Alpino des Lebenslicht ausgeblasen hat".

        In Belgien, in Nordfrankreich haben deutsche Truppen Dörfer und

    Städte verbrannt, Dutzende von Männern, sogar Priester und Frauen,

    wurden standrechtlich erschossen, Schuldige und Unschuldige wurden

    hingemordet, unter dem Vorwand, daß irgendwo jemand aus der 

    Civilbevölkerung auf die einmarschieren Truppen geschossen hat. In Serbien

    begehen deutsche und österreichische Truppen dieselben Greuel [sic], immer weil

    Serben, die nicht zur Armee gehören, ihr Vaterland verteidigen. Jedesmal

    teilt uns dann die deutsche Presse in rührseligem Tone mit, daß

    "leider" diese oder jene Stadt nach Kriegsrecht bestraft werden mußte, 

    daß hier oder dort einige Massenhinrichtungen vorgenommen wurden, weil

    ruchlose Franktirörs hinterrücks edle deutsche Soldaten ermordet hätten.

    Man erinnere sich der furchtbaren Schauermärchen, welche die deutsche

    Presse über die Belgier und deren Frauen verbreitet haben, um Plünderungen

    und Brandschatzungen durch deutsche Truppen zu entschuldigen . . .

        Und jetzt kommt dieselbe deutsche Presse und rühmt uns die Heldentaten

    eines Tiroler Pfarrers, eines Dieners des Herrn, "der schon manchem

    Alpino das Lebenslicht ausgeblasen hat." 

        Der "Vorwärts" selbst hat seiner Zeit festgestellt, daß die Anklagen

    gegen die belgische und französische Civilbevölkerung auf maßlosen Übertreibungen

    und Lügen beruhen. Hier dagegen haben wir einen Fall, der

    von der deutschen Presse selbst zugegeben wird; er charakterisiert trefflich

    die einseitige und ungerechte Beurteilung der Ereignisse durch die deutsche

    Presse. Dennoch wird sich unter den deutschen Zeitungslesern der eine oder

    andere fragen, ob denn zwischen den "ruchlosen belgischen Franktirörs"

    (deren Existenz, nebenbei gesagt, nicht erwiesen ist) und dem Tiroler

    geistlichen Scharfschützen ein so großer Unterschied besteht!






                                             




  • July 9, 2018 17:39:56 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


    Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

    Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

    Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

    Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

    Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

    Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


        Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

    wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

        Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

    sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

    4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

    1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

    und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

    Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

    von 800 auf 2,441 gestiegen.

        Heute verzeichnen die auf amtlichem Material fußenden Aufstellungen eine

    Summe von 32,000 ausländischen Kriegsfreiwilligen. Diese Zahl

    stellt rund drei Divisionen dar, die sich in mutiger Begeisterung für Recht und

    Gerechtigkeit, als totesfreudige [sic] Rächer und Verteidiger einer vergewaltigten Neutralität

    und Freiheit den siegessicheren französischen Regimentern angeschlossen

    haben. Kann das deutsche Heer eine ähnliche Erscheinung auch 

    nur entfernt aufweisen?


                                    Eine hübsche Zensurleistung


        Das Brüxer Volksblatt brachte jüngst einen Artikel über die Teuerung.

    Der österreichische Zensor strich alle "scharfen" Stellen, doch in seinem

    Uebereifer ließ er den Rotstift auch über einen "harmlosen" Passus gleiten,

    der die von den Lebensmittelwucherern allgemein betonte Behauptung

    in Abrede stellt, daß die Teuerung infolge riesigen Mangels an

    Nahrungsmitteln begründet ist. Der letzte Satz dieses Passus blieb jedoch

    stehen, wodurch der Anfang des Artikels sich folgendermaßen gestaltete:

        "Tag für Tag wird die Lage drückender. Die Teuerung in unserer

    Stadt nimmt nie geahnte Dimensionen an. Die Bevölkerung sieht

    traurigen Zeiten entgegen. Mehl ist       vorhanden. Die ärmere

    Klasse hat im wahren Sinne des Wortes       zu essen. Die Regierung

    kümmert sich       um das Schicksal der Bevölkerung und auch

    die Behörden stehen         auf der Höhe ihrer Aufgaben.

              Und gerade das Gegenteil ist wahr."


     rechte Seite 

                                                   Franktirör?


      Wir lesen in der "Straßburger Post" vom 2. Oktober, daß ein

    gewisser Pfarrer von Sellrain in Tirol, mit Namen Josef Hosp, für

    "hervorragende Leistungen vor dem Feind" mit irgend einem  Militärkreuz 

    ausgezeichnet worden ist. Der Herr Pfarrer soll als Führer und Beobachter

    große Dienste geleistet haben. "Außerdem" fügt die deutsche

    Zeitung ganz naiv hinzu "ist Pfarrer Hosp ein ausgezeichneter

    Schütze, der von den gefährdesten [sic] Stellungen aus schon

    manchem Alpino des Lebenslicht ausgeblasen hat".

        In Belgien, in Nordfrankreich haben deutsche Truppen Dörfer und

    Städte verbrannt, Dutzende von Männern, sogar Priester und Frauen,

    wurden standrechtlich erschossen, Schuldige und Unschuldige wurden

    hingemordet, unter dem Vorwand, daß irgendwo jemand aus der 

    Civilbevölkerung auf die einmarschieren Truppen geschossen hat. In Serbien

    begehen deutsche und österreichische Truppen dieselben Greuel [sic], immer weil

    Serben, die nicht zur Armee gehören, ihr Vaterland verteidigen. Jedesmal

    teilt uns dann die deutsche Presse in rührseligem Tone mit, daß

    "leider" diese oder jene Stadt nach Kriegsrecht bestraft werden mußte, 

    daß hier oder dort einige Massenhinrichtungen vorgenommen wurden, weil

    ruchlose Franktirörs hinterrücks edle deutsche Soldaten ermordet hätten.

    Man erinnere sich der furchtbaren Schauermärchen, welche die deutsche

    Presse über die Belgier und deren Frauen verbreitet haben, um Plünderungen

    und Brandschatzungen durch deutsche Truppen zu entschuldigen . . .

        Und jetzt kommt dieselbe deutsche Presse und rühmt uns die Heldentaten

    eines Tiroler Pfarrers, eines Dieners des Herrn, "der schon manchem

    Alpino das Lebenslicht ausgeblasen hat." 

        Der "Vorwärts" selbst hat in seiner Zeit festgestellt, daß die Anklagen

    gegen die belgische und französische Civilbevölkerung auf maßlosen Übertreibungen

    und Lügen beruhen. Hier dagegen haben wir einen Fall, der

    von der deutschen Presse selbst zugegeben wird; er charakterisiert trefflich

    die einseitige und ungerechte Beurteilung der Ereignisse durch die deutsche

    Presse. Dennoch wird sich unter den deutschen Zeitungslesern der eine oder

    andere fragen, ob denn zwischen den "ruchlosen belgischen Franktirörs"

    (deren Existenz, nebenbei gesagt, nicht erwiesen ist) und dem Tiroler

    geistlichen Scharfschützen ein so großer Unterschied besteht!






                                             




  • July 9, 2018 17:34:20 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


    Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

    Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

    Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

    Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

    Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

    Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


        Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

    wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

        Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

    sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

    4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

    1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

    und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

    Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

    von 800 auf 2,441 gestiegen.

        Heute verzeichnen die auf amtlichem Material fußenden Aufstellungen eine

    Summe von 32,000 ausländischen Kriegsfreiwilligen. Diese Zahl

    stellt rund drei Divisionen dar, die sich in mutiger Begeisterung für Recht und

    Gerechtigkeit, als totesfreudige [sic] Rächer und Verteidiger einer vergewaltigten Neutralität

    und Freiheit den siegessicheren französischen Regimentern angeschlossen

    haben. Kann das deutsche Heer eine ähnliche Erscheinung auch 

    nur entfernt aufweisen?


                                    Eine hübsche Zensurleistung


        Das Brüxer Volksblatt brachte jüngst einen Artikel über die Teuerung.

    Der österreichische Zensor strich alle "scharfen" Stellen, doch in seinem

    Uebereifer ließ er den Rotstift auch über einen "harmlosen" Passus gleiten,

    der die von den Lebensmittelwucherern allgemein betonte Behauptung

    in Abrede stellt, daß die Teuerung infolge riesigen Mangels an

    Nahrungsmitteln begründet ist. Der letzte Satz dieses Passus blieb jedoch

    stehen, wodurch der Anfang des Artikels sich folgendermaßen gestaltete:

        "Tag für Tag wird die Lage drückender. Die Teuerung in unserer

    Stadt nimmt nie geahnte Dimensionen an. Die Bevölkerung sieht

    traurigen Zeiten entgegen. Mehl ist       vorhanden. Die ärmere

    Klasse hat im wahren Sinne des Wortes       zu essen. Die Regierung

    kümmert sich       um das Schicksal der Bevölkerung und auch

    die Behörden stehen         auf der Höhe ihrer Aufgaben.

              Und gerade das Gegenteil ist wahr."


     rechte Seite 

                                                   Franktirör?


      Wir lesen in der "Straßburger Post" vom 2. Oktober, daß ein

    gewisser Pfarrer von Sellrain in Tirol, mit Namen Josef Hosp, für

    "hervorragende Leistungen vor dem Feind" mit irgend einem  Militärkreuz 

    ausgezeichnet worden ist. Der Herr Pfarrer soll als Führer und Beobachter

    große Dienste geleistet haben. "Außerdem" fügt die deutsche

    Zeitung ganz naiv hinzu "ist Pfarrer Hosp ein ausgezeichneter

    Schütze, der von den gefährdesten [sic] Stellungen aus schon

    manchem Alpino des Lebenslicht ausgeblasen hat".

        In Belgien, in Nordfrankreich haben deutsche Truppen Dörfer und

    Städte verbrannt, Dutzende von Männern, sogar Priester und Frauen,

    wurden standrechtlich erschossen, Schuldige und Unschuldige wurden

    hingemordet, unter dem Vorwand, daß irgendwo jemand aus der 

    Civilbevölkerung auf die einmarschieren Truppen geschossen hat. In Serbien

    begehen deutsche und österreichische Truppen dieselben Greuel [sic], immer weil

    Serben, die nicht zur Armee gehören, ihr Vaterland verteidigen. Jedesmal

    teilt uns dann die deutsche Presse in rührseligem Tone mit, daß

    "leider" diese oder jene Stadt nach Kriegsrecht bestraft werden mußte, 

    daß hier oder dort einige Massenhinrichtungen vorgenommen wurden, weil

    ruchlose Franktirörs hinterrücks edle deutsche Soldaten ermordet hätten.

    Man erinnere sich der furchtbaren Schauermärchen, welche die deutsche

    Presse über die Belgier und deren Frauen verbreitet haben, um Plünderungen

    und Brandschatzungen durch deutsche Truppen zu entschuldigen . . .

        Und jetzt kommt dieselbe deutsche Presse und rühmt uns die Heldentaten

    eines Tiroler Pfarrers, eines Dieners des Herrn, "der schon manchem

    Alpino das Lebenslicht ausgeblasen hat." 






                                             




  • July 9, 2018 17:31:31 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


    Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

    Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

    Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

    Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

    Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

    Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


        Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

    wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

        Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

    sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

    4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

    1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

    und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

    Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

    von 800 auf 2,441 gestiegen.

        Heute verzeichnen die auf amtlichem Material fußenden Aufstellungen eine

    Summe von 32,000 ausländischen Kriegsfreiwilligen. Diese Zahl

    stellt rund drei Divisionen dar, die sich in mutiger Begeisterung für Recht und

    Gerechtigkeit, als totesfreudige [sic] Rächer und Verteidiger einer vergewaltigten Neutralität

    und Freiheit den siegessicheren französischen Regimentern angeschlossen

    haben. Kann das deutsche Heer eine ähnliche Erscheinung auch 

    nur entfernt aufweisen?


                                    Eine hübsche Zensurleistung


        Das Brüxer Volksblatt brachte jüngst einen Artikel über die Teuerung.

    Der österreichische Zensor strich alle "scharfen" Stellen, doch in seinem

    Uebereifer ließ er den Rotstift auch über einen "harmlosen" Passus gleiten,

    der die von den Lebensmittelwucherern allgemein betonte Behauptung

    in Abrede stellt, daß die Teuerung infolge riesigen Mangels an

    Nahrungsmitteln begründet ist. Der letzte Satz dieses Passus blieb jedoch

    stehen, wodurch der Anfang des Artikels sich folgendermaßen gestaltete:

        "Tag für Tag wird die Lage drückender. Die Teuerung in unserer

    Stadt nimmt nie geahnte Dimensionen an. Die Bevölkerung sieht

    traurigen Zeiten entgegen. Mehl ist       vorhanden. Die ärmere

    Klasse hat im wahren Sinne des Wortes       zu essen. Die Regierung

    kümmert sich       um das Schicksal der Bevölkerung und auch

    die Behörden stehen         auf der Höhe ihrer Aufgaben.

              Und gerade das Gegenteil ist wahr."


     rechte Seite 

                                                   Franktirör?


      Wir lesen in der "Straßburger Post" vom 2. Oktober, daß ein

    gewisser Pfarrer von Sellrain in Tirol, mit Namen Josef Hosp, für

    "hervorragende Leistungen vor dem Feind" mit irgend einem  Militärkreuz 

    ausgezeichnet worden ist. Der Herr Pfarrer soll als Führer und Beobachter

    große Dienste geleistet haben. "Außerdem" fügt die deutsche

    Zeitung ganz naiv hinzu "ist Pfarrer Hosp ein ausgezeichneter

    Schütze, der von den gefährdesten [sic] Stellungen aus schon

    manchem Alpino des Lebenslicht ausgeblasen hat".

        In Belgien, in Nordfrankreich haben deutsche Truppen Dörfer und

    Städte verbrannt, Dutzende von Männern, sogar Priester und Frauen,

    wurden standrechtlich erschossen, Schuldige und Unschuldige wurden

    hingemordet, unter dem Vorwand, daß irgendwo jemand aus der 

    Civilbevölkerung auf die einmarschieren Truppen geschossen hat. In Serbien

    begehen deutsche und österreichische Truppen dieselben Greuel [sic], immer weil

    Serben, die nicht zur Armee gehören, ihr Vaterland verteidigen. Jedesmal

    teilt uns dann die deutsche Presse in rührseligem Tone mit, daß

    "leider" diese oder jene Stadt nach Kriegsrecht bestraft werden mußte, 

    daß hier oder dort einige Massenhinrichtungen vorgenommen wurden, weil

    ruchlose Franktirörs hinterrücks edle deutsche Soldaten ermordet hätten.

    Man erinnere sich der furchtbaren Schauermärchen, welche die deutsche

    Presse über die Belgier und deren Frauen verbreitet haben, um Plünderungen

    und Brandschatzungen durch deutsche Truppen zu entschuldigen . . .






                                             




  • July 9, 2018 17:15:59 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


    Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

    Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

    Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

    Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

    Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

    Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


        Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

    wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

        Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

    sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

    4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

    1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

    und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

    Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

    von 800 auf 2,441 gestiegen.

        Heute verzeichnen die auf amtlichem Material fußenden Aufstellungen eine

    Summe von 32,000 ausländischen Kriegsfreiwilligen. Diese Zahl

    stellt rund drei Divisionen dar, die sich in mutiger Begeisterung für Recht und

    Gerechtigkeit, als totesfreudige [sic] Rächer und Verteidiger einer vergewaltigten Neutralität

    und Freiheit den siegessicheren französischen Regimentern angeschlossen

    haben. Kann das deutsche Heer eine ähnliche Erscheinung auch 

    nur entfernt aufweisen?


                                    Eine hübsche Zensurleistung


        Das Brüxer Volksblatt brachte jüngst einen Artikel über die Teuerung.

    Der österreichische Zensor strich alle "scharfen" Stellen, doch in seinem

    Uebereifer ließ er den Rotstift auch über einen "harmlosen" Passus gleiten,

    der die von den Lebensmittelwucherern allgemein betonte Behauptung

    in Abrede stellt, daß die Teuerung infolge riesigen Mangels an

    Nahrungsmitteln begründet ist. Der letzte Satz dieses Passus blieb jedoch

    stehen, wodurch der Anfang des Artikels sich folgendermaßen gestaltete:

        "Tag für Tag wird die Lage drückender. Die Teuerung in unserer

    Stadt nimmt nie geahnte Dimensionen an. Die Bevölkerung sieht

    traurigen Zeiten entgegen. Mehl ist       vorhanden. Die ärmere

    Klasse hat im wahren Sinne des Wortes       zu essen. Die Regierung

    kümmert sich       um das Schicksal der Bevölkerung und auch

    die Behörden stehen         auf der Höhe ihrer Aufgaben.

              Und gerade das Gegenteil ist wahr."


     rechte Seite 

                                                   Franktirör?

                                             




  • July 9, 2018 17:14:29 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


    Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

    Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

    Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

    Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

    Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

    Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


        Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

    wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

        Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

    sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

    4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

    1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

    und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

    Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

    von 800 auf 2,441 gestiegen.

        Heute verzeichnen die auf amtlichem Material fußenden Aufstellungen eine

    Summe von 32,000 ausländischen Kriegsfreiwilligen. Diese Zahl

    stellt rund drei Divisionen dar, die sich in mutiger Begeisterung für Recht und

    Gerechtigkeit, als totesfreudige [sic] Rächer und Verteidiger einer vergewaltigten Neutralität

    und Freiheit den siegessicheren französischen Regimentern angeschlossen

    haben. Kann das deutsche Heer eine ähnliche Erscheinung auch 

    nur entfernt aufweisen?


                                    Eine hübsche Zensurleistung


        Das Brüxer Volksblatt brachte jüngst einen Artikel über die Teuerung.

    Der österreichische Zensor strich alle "scharfen" Stellen, doch in seinem

    Uebereifer ließ er den Rotstift auch über einen "harmlosen" Passus gleiten,

    der die von den Lebensmittelwucherern allgemein betonte Behauptung

    in Abrede stellt, daß die Teuerung infolge riesigen Mangels an

    Nahrungsmitteln begründet ist. Der letzte Satz dieses Passus blieb jedoch

    stehen, wodurch der Anfang des Artikels sich folgendermaßen gestaltete:

        "Tag für Tag wird die Lage drückender. Die Teuerung in unserer

    Stadt nimmt nie geahnte Dimensionen an. Die Bevölkerung sieht

    traurigen Zeiten entgegen. Mehl ist       vorhanden. Die ärmere

    Klasse hat im wahren Sinne des Wortes       zu essen. Die Regierung

    kümmert sich       um das Schicksal der Bevölkerung und auch

    die Behörden stehen         auf der Höhe ihrer Aufgaben.

              Und gerade das Gegenteil ist wahr."


  • July 9, 2018 17:09:24 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


    Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

    Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

    Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

    Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

    Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

    Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


        Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

    wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

        Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

    sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

    4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

    1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

    und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

    Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

    von 800 auf 2,441 gestiegen.

        Heute verzeichnen die auf amtlichem Material fußenden Aufstellungen eine

    Summe von 32,000 ausländischen Kriegsfreiwilligen. Diese Zahl

    stellt rund drei Divisionen dar, die sich in mutiger Begeisterung für Recht und

    Gerechtigkeit, als totesfreudige [sic] Rächer und Verteidiger einer vergewaltigten Neutralität

    und Freiheit den siegessicheren französischen Regimentern angeschlossen

    haben. Kann das deutsche Heer eine ähnliche Erscheinung auch 

    nur entfernt aufweisen?


                                    Eine hübsche Zensurleistung


        Das Brüxer Volksblatt brachte jüngst einen Artikel über die Teuerung.

    Der österreichische Zensor strich alle "scharfen" Stellen, doch in seinem

    Uebereifer ließ er den Rotstift auch über einen "harmlosen" Passus gleiten,

    der die von den Lebensmittelwucherern allgemein betonte Behauptung

    in Abrede stellt, daß die Teuerung infolge riesigen Mangels an

    Nahrungsmitteln begründet ist. Der letzte Satz dieses Passus blieb jedoch

    stehen, wodurch der Anfang des Artikels sich folgendermaßen gestaltete:


  • July 9, 2018 17:02:39 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


    Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

    Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

    Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

    Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

    Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

    Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


        Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

    wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

        Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

    sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

    4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

    1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

    und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

    Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

    von 800 auf 2,441 gestiegen.

        Heute verzeichnen die auf amtlichem Material fußenden Aufstellungen eine

    Summe von 32,000 ausländischen Kriegsfreiwilligen. Diese Zahl

    stellt rund drei Divisionen dar, die sich in mutiger Begeisterung für Recht und

    Gerechtigkeit, als totesfreudige [sic] Rächer und Verteidiger einer vergewaltigten Neutralität

    und Freiheit den siegessicheren französischen Regimentern angeschlossen

    haben. Kann das deutsche Heer eine ähnliche Erscheinung auch 

    nur entfernt aufweisen?



     



  • July 9, 2018 16:57:58 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


    Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

    Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

    Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

    Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

    Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

    Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


        Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

    wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.

        Die Zahlen der im französischen Heere kämpfenden ausländischen Freiwilligen beliefen

    sich am 1. Januar 1915 auf 1,462 Belgier, 379 Engländer, 3,393 Russen,

    4,913 Italiener, 300 Griechen, 541 Luxemburger, 969 Spanier, 1,467 Schweizer,

    1,379 Österreich-Ungarn, 1,072 Deutsche, 592 Türken, 200 Amerikaner

    und 11,854 Ausländer verschiedener Nationalität, darunter die Elsaß-

    Lothringer. Im Laufe des Krieges ist demnach die Zahl der Deutsch-Österreicher

    von 800 auf 2,441 gestiegen.



     



  • July 9, 2018 16:51:07 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:


    Italiener  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                          

    Russen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    5 000                                                                 

    Israeliten, Tschechen, verschiedene Balkanstämme .  5 000

    Belgier  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Engländer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     2 000

    Luxemburger  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        800

    Amerikaner  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       500

    Deutsch-Österreicher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      800


    Die letzere Zahl ist besonders auffallend, da sie die blutige Verurteilung Deutschlands

    wegen seines brutalen Angriffes friedliebender Völker zum Ausdruck bringt.



     



  • July 9, 2018 16:43:23 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


    bieten auch einen erfreulichen Beweis für die in der ganzen zivilisierten Welt herrschende

    Überzeugung, auf welcher Seite das Recht und die Kultur

    sind. Die Zahl der Ausländer die sich unter die französischen Fahnen geschart haben

    war schon gleich zu Anfang eine sehr bedeutende und hat sich seither fortwährend

    erhöht.

        Den ersten Anstoß zu dieser heldenhaften Bewegung gaben bereits am 30. Juli

    1914 die Italiener in Paris, die man alsbald unter dem Kommando Garibaldis

    bewunderte. Die allgemeine Bewegung der übergroßen Mehrheit der Auslandsangehörigen

    in ganz Frankreich erhielt dann auch eine einheitliche Leitung, welche den

    begeisterten Andrang zu den französischen Regimentern in geordnete Wege leitete. 

        Am 21. August 1914 schon waren folgende Meldeziffern zu verzeichnen:



  • July 9, 2018 16:35:16 Beate Jochem

     item 4 

     linke Seite 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


                                  Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

                                          im französischen Heere


  • July 9, 2018 16:33:50 Beate Jochem

     item 4 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


    Die ausländischen Kriegsfreiwilligen

    im französischen Heere


  • July 9, 2018 16:25:54 Beate Jochem

     item 4 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.

        Diese außerordentlich zahlreichen Desertationen sollen in Deutschland nicht sowohl

    wegen ihres Umfanges Aufsehen und Beunruhigung erregen als vielmehr wegen ihrer

    Beweiskraft für die stets sinkende Zuversicht im deutschen Heere

    Die Heeresleitung bemüht sich,  mittels der Disziplin und anderer bekannten Mittel

    das Vertrauen noch einigermaßen aufrecht zu erhalten, verzeichnet aber diese endlosen

    und stets zahlreicheren Fälle von Fahnenflucht mit einem stillen Ingrimm und mit

    ernster Besorgnis.


  • July 9, 2018 16:20:12 Beate Jochem

     item 4 

    haben auch die deutschen Verluste in der Champagne und in Rußland auf die

    Kriegslust der Soldaten nachteilig eingewirkt. Ja, wenn man so eine Reise nach

    Paris und einen Siegeszug in die Hauptstadt der schönen Welt und des neuen

    Kaiserreichs hätte mitfeiern können! Aber damit ist´s Essig! Auffallend ist auch die

    große Zahl der Unteroffiziere, die  nicht mehr mitmachen wollen; ein paar

    Offiziere sind auch dabei. Im Monat August ist sogar ein Missionar durchgebrannt;

    dem ist es bei den Deutschen offenbar schlechter ergangen als bei den

    Wilden.


Description

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  • 49.15628401201294||5.384423100000049||

    Verdun

    ||1
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ID
12426 / 245765
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Brigitte Martin
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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